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Kultur: Mit heller Freudigkeit musiziert Beethoven-Konzert in der Erlöserkirche
Ja, so ist es: Sooft man die beiden Violinromanzen von Ludwig van Beethoven hört, regt sich der vielleicht kindliche Wunsch, diese herzergreifenden, mal gravitätisch schreitenden und dann wieder empfindsam singenden Klänge mögen nie verklingen. Dem Geiger Sergej Bolkhovets scheinen sie ähnlich eng ans Herz gewachsen zu sein.
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Ja, so ist es: Sooft man die beiden Violinromanzen von Ludwig van Beethoven hört, regt sich der vielleicht kindliche Wunsch, diese herzergreifenden, mal gravitätisch schreitenden und dann wieder empfindsam singenden Klänge mögen nie verklingen. Dem Geiger Sergej Bolkhovets scheinen sie ähnlich eng ans Herz gewachsen zu sein. Jedenfalls spürte man dies am Freitagabend während des ersten Sinfoniekonzerts des Neuen Kammerorchesters Potsdam dieser Saison in der Potsdamer Erlöserkirche, als der junge St. Petersburger Künstler die Romanzen Nr. 1 G-Dur op. 40 und Nr. 2 F-Dur op. 50 musizierte.
Doch der Reihe nach. Für den Auftakt wählte der Orchesterchef Ud Joffe in seinem Konzert, das nach Art einer Akademie ausschließlich mit Werken Beethovens veranstaltet wurde, die Ouvertüre zu dem in Wien 1801 aus der Taufe gehobenen Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“. Kraft, Fröhlichkeit und Anmut sind die Elemente aus denen diese Musik strömt. Das Neue Kammerorchester Potsdam spielte das kleine Stück bereits mit großer Energie und Freude. Dennoch: ein wenig mehr Anmut hätte dem Ganzen gut getan.
Sergej Bolkhovets war dann der Solist der Violinromanzen von Beethoven. Er bot eine insgesamt sehr durchsichtige und klanglich schlanke Wiedergabe. Besonders bei der berühmten F-Dur-Romanze ist der Tonfall melancholisch, bekommt man einen „himmlischen“ Gesang zu hören. Bolkhovets’ Spiel wirkte ganz natürlich, nicht aufgesetzt. Manchmal durften sich zudem auch schöne dramatische Momente einmischen, denn schließlich haben die Romanzen ihre Wurzeln im Musiktheater. Das Neue Kammerorchester spielte unter Ud Joffe konzentriert und mit merklichem Engagement, nicht anders bei der großen Sopran-Konzertarie „Ah! Perfido“, die von der jungen Sopranistin Maraike Schröter, Solistin an der Staatsoper Unter den Linden Berlin, dargeboten wurde.
Die hoch emotionale Klage über den verlassenen Liebhaber gab der Sängerin die Möglichkeit zur theatralischen Gestaltung. Der dramatische, flehende und aggressive Ton passte ganz hervorragend zur Szene. Maraike Schröters Stimme vermochte, wenn auch manche Schärfen in der Höhe sich hin und wieder einschlichen, die vielfältigen Facetten der Arie in beeindruckender Weise hörbar zu machen. Dafür wurde ihr herzlicher Beifall zuteil.
Den Abschluss bildete Beethovens „Achte“ (1812), die der Komponist für „besser“ hielt als die 7. Sinfonie, die jedoch bei vielen Klassik-Liebhabern als Höhepunkt des sinfonischen Schaffens des Komponisten gilt. Die Sinfonie Nr. 8 in F-Dur nimmt eine gewisse Außenseiterstellung im sinfonischen Schaffen Beethovens ein. Nicht, dass ihr der Erfolg versagt geblieben wäre, doch konnte sie sich immer schwer behaupten. In der Erlöserkirche wurde die „philosophisch humorvolle“ Komposition mit ihrer hellen Freudigkeit, die aber auch tiefe und kraftvolle Töne aufweist, spannend musiziert und zeigte sich somit ihrer Schwester, der Siebenten, mit einer wunderbaren Leichtigkeit ebenbürtig. Dank dem Orchesterchef Ud Joffe und dem Neuen Kammerorchester Potsdam sowie seinen Orchestersolisten.
Dafür war ihnen der dankende Beifall des Publikums an diesem Abend sicher. Schade nur, dass bei diesem Konzert mit den populären Werken Beethovens so viele Plätze im Publikum leer blieben. Der Trägervereins-Vorsitzende des Klangkörpers, Christian Seidel, wies darauf hin, dass bereits Beethoven als Akademie-Veranstalter stets mit einem finanziellen Risiko zu rechnen hatte. Es wäre zu wünschen, dass dies nicht Tradition bliebe. Klaus Büstrin
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