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Kultur: Mit Schwung

Preußische Quartette im Friedenssaal musiziert

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Auch dem Nachfolger Friedrichs des Großen, König Friedrich Wilhelm II., widmeten renommierte Komponisten musikalische Werke. Nicht nur, dass er ein Förderer des preußischen Musiklebens war, die Kompositionen lagen bei ihm selbst in guten Händen. Denn der Hohenzollern-Monarch soll, so haben Zeitgenossen berichtet, ein hervorragender Cellist gewesen sein. Am Sonntag, als „alle Welt“ von Friedrich dem Großen und der gerade eröffneten Ausstellung im Neuen Palais sprach und dorthin pilgerte, hat „Die kleine Cammermusik“ im frisch sanierten und renovierten Friedenssaal Streichquartette von Komponisten zu Gehör gebracht, die eine enge musikalische Beziehung zu Friedrich Wilhelm II. pflegten.

So auch der berühmte Gambenvirtuose Karl Friedrich Abel, der in seinem Quartett F-Dur op. 15/5 dem Cello spielenden Kronprinzen einige Avancen machte. „Die Kleine Cammermusik“ mit Wolfgang Hasleder als Primarius, Rahel Mai an der 2. Violine, Heinrich Kubitschek, Viola, und Kathrin Sutor, Violoncello, die in historischer Musizierpraxis innerhalb in der von ihr initiierten Konzertreihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ spielte, hat dem Werk jenen weltmännisch-galanten, bisweilen rokokohaften Charme verliehen, der ihm anhaftet. Und Kathrin Sutor hat dem herausragenden Cellopart keine übertriebene Nuanciertheit verliehen, sondern sie wusste, sich mit Geschmack und Einfühlungsvermögen in das Quartettspiel einzufügen.

Der in Spanien lebende Italiener Luigi Boccherini wurde 1786 Hofkomponist Friedrich Wilhelms II. Sein viersätziges Streichquartett g-Moll op. 32/5 spielte „Die Kleine Cammermusik“ ebenfalls mit jener Rokoko-Galanterie wie bei Abel, doch mit einer erstaunlich kräftigen Expressivität. Die Musikanten zeigten, wie homogen und modulationsfähig sie den Ensembleklang einzusetzen vermögen. Dies ist für „Die Kleine Cammermusik“ nicht so ganz selbstverständlich, tritt es doch nicht ständig als Streichquartett auf, sondern als ein in der Besetzung wechselndes Ensemble. Dass es sich auch Joseph Haydn, dem Hofkapellmeister des Fürsten Esterhazy, zuwandte, war in diesem Konzert Ehrensache, hat er doch sämtliche Quartette aus Opus 50 Friedrichs Nachfolger gewidmet. Man wählte die Nummer Sechs, die wegen des „Nachäffens“ des Quakens im vierten Satz auch Froschquartett genannt wird – ein weiteres Werk Haydns, bei dem die reine und substanzielle Form des Streichquartett-Spiels so wunderbar zum Tragen kommt. Ein Zusammenspiel gleichberechtigter Partner gab es vor allem in den homophonen Teilen. Der einheitliche Klang blieb transparent für die Stimmführung der einzelnen Instrumente. Weniger überzeugend waren diejenigen Stellen, in denen nicht nur die erste Violine, sondern auch andere Instrumente die Stimmführung innehatten. Besonders die zweite Violine darf ruhig mehr Dominanz an den Tag legen.

Ernst Wilhelm Wolf ist heute nahezu unbekannt. Aber Friedrich II. hörte vom Ruhm des Weimarer Hofkapellmeisters und hätte ihn gern nach dem Weggang von C. P. E. Bach als Cembalist in Preußen verpflichtet. Wolf blieb jedoch in Weimar. Die Aufführung seines Streichquartetts g-Moll op.3/3 glich einer Entdeckung und weist Sturm-und-Drang-Qualitäten auf und auch melodische Wendungen der Frühromantik.

„Die Kleine Cammermusik“ spielte das Werk mit Schwung und Vergnügen, sodass sich ihre Freude am Musizieren auf die Zuhörer, die mehr werden könnten, übertrug. Klaus Büstrin

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