
© Sebastian Gabsch PNN/Sebastian Gabsch PNN
Mit Sigmund Jähn fing alles an: Der Potsdamer Luftfotograf Lutz Hannemann über seinen Traumberuf
Das Potsdam Museum zeigt in „Luft. Bild. Potsdam“ Motive aus mehr als 100 Jahren – auch von Lutz Hannemann. Der Luftbildfotograf sprach mit den PNN über seine Leidenschaft.
Stand:
Herr Hannemann, Sie fotografieren Potsdam seit drei Jahrzehnten von oben. Haben Sie eigentlich ein Lieblingsmotiv?
Da gibt es mehrere. Was ich am häufigsten fotografiert habe, das war sicher der Filmpark mit seinen Änderungen, aber auch viele Stadtteile, sei es der Schlaatz oder das Bornstedter Feld, wo man immer wieder gesehen hat: Da ändert sich viel. Aber auch in der Innenstadt: Wenn ich heute an der Kirche St. Peter und Paul vorbeigehe, denke ich daran: Da stand früher ein überdachter Busbahnhof. Auch das Kongresshotel am Templiner See während der Wachstumszeit habe ich gern fotografiert. Da gab es also ganz viel!
Was fasziniert Sie so an der Luftbildfotografie?
Es begann damit, dass ich 1978 über meine Arbeit mit Sigmund Jähn am Zentralinstitut für Physik der Erde auf dem Telegrafenberg damit in Kontakt gekommen bin. Das war eine so spannende Zeit! Von da an habe ich mir immer wieder gesagt: Wenn Du könntest, würdest Du gerne selbst einmal Luftbilder machen. Dass das wahr wird, habe ich mir zum damaligen Zeitpunkt nicht vorstellen können.
Sie waren als Fotograf am Zentralinstitut an der Auswertung der von Jähn im All geschossenen Bilder beteiligt. Eine damals zum Einsatz gekommene Spezialkamera ist jetzt auch in der Ausstellung im Potsdam Museum zu sehen. Mit welchen Gefühlen haben Sie damals die ersten Aufnahmen aus dem Weltraum in den Händen gehalten?
Das waren Luftbilder – ein völlig neues Metier für uns! Das muss man einfach erleben! Wissen Sie, die ersten Male sind immer die spannendsten, das ist noch heute so. Die Negative wurden uns damals aus Leipzig angeliefert vom sogenannten Kartier- und Auswertungszentrum. Da waren schon die wesentlichen Sachen ausgeschabt…
Ausgeschabt?
Militärische Objekte waren unkenntlich gemacht worden. Wir haben die Negative als Kopie bekommen und konnten damit weiterarbeiten. Ich habe am Institut viele wissenschaftliche Projekte begleitet. Ich hatte einfach meinen Traumberuf, ich habe mich jeden Tag auf meine Arbeit gefreut – schon am Vorabend. Das geht mir auch heute noch so.
Sie werden nächstes Jahr 80 Jahre alt. Wie lange werden Sie noch fliegen?
So lange es geht!
Die Sonderausstellung „Luft. Bild. Potsdam“ ist bis 18. Mai 2025 im Potsdam Museum am Alten Markt zu sehen.
Transparenzhinweis: Am 15. April 2025 hat die Zeitung „Die Welt“ eine Recherche unter Berufung auf Akten des Stasi-Unterlagen-Archivs öffentlich gemacht, laut der Lutz Hannemann von 1976 bis 1989 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die DDR-Staatssicherheit aktiv gewesen und privateste Details über seine damaligen Kollegen auf dem Telegrafenberg an die Stasi weitergetragen haben soll. Die Vorwürfe waren bei Entstehung dieses Textes nicht bekannt.
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