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Kultur: Mitten im Raum

Zehn Positionen zum Thema „Kunst und Bauen“ in der Produzentengalerie M

Stand:

Kunsthalle Potsdam 1996. Ein öffentlicher Wegweiser mitten im Luisenforum zeigt eine mögliche Richtung an. Wer dem Hinweis folgt, wird, obschon er den ausgewiesenen Ort nicht erreicht, dennoch nicht in die Irre geführt. Denn: auch wenn ein festes Haus für die Gegenwartskunst in Potsdam vorerst ein Wunschbild bleibt, hat sich in den letzten Jahren gerade das Luisenforum zu einer verlässlichen Hausnummer für die Präsentation zeitgenössischer Kunst in dieser Stadt gemausert. Elf Jahre nach der weit beachteten Installation der Künstlerin Silvia Breitwieser mit dem Titel „Die Potsdamer Botschaft“ auf dem Platz der Einheit erfährt ihr Kunsthallen-Wegweiser als ehemaliges Herzstück der öffentlichen Kunst-Manifestation ein Revival. Erinnert und mahnt dabei aus Sicht der Künstler und Kunstakteure die immer noch unerledigte „Haus-Aufgabe“ an.

Das Beispiel illustriert, dass Kunst im öffentlichen Raum über die ästhetische Wirkung hinaus inhaltliche Positionen formuliert und nicht selten Forderungen postuliert. Nun hat die vor einigen Jahren aus den Reihen des Brandenburgischen Verbands bildender Künstler (BVBK) hervorgegangene Arbeitsgruppe „Kunst und Bauen“ eine Ausstellung unter der Leitung des Künstlers Peter Vogel zum Thema Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau auf die Beine gestellt.

Unter dem Motto „Mitten im Raum“ versammeln die beteiligten zehn Künstler ihre sehr unterschiedlichen Ansichten und Blickwinkel auf das Thema im Innenraum der Produzentengalerie.

Äußerst wirkungsvoll ist die Verhängung der Galeriefenster mit Papierbahnen. Mit Hilfe einiger ausgesparter Schlitze und Gucklöcher wird die Neugier des Passanten gezielt entfacht. Die bunten Neonlichter der beidseitig zu betrachtenden Panorama-Installation „Das Licht über den Inseln/Neonhorizont“ von Peter Vogel ziehen einen förmlich in die Ausstellung hinein. Über Vogels Panorama schwebt „Willy“, ein mit einem Riesengeweih ausgestattetes, archaisch anmutendes Gebilde gewaltigen Ausmaßes aus Plastik und Polyesterharz von Gunter Schöne.

Hinter der sich wie ein Paravent durch den Raum spannenden Arbeit Peter Vogels spielt auch die Lichtsäule aus Glas und Acrylglas von Annelie Grund effektvoll mit Licht. Durch die feinen, in das Acrylglas eingravierten Schraffuren bahnt sich das Licht in zarten Verästelungen seinen Weg.

In der Ausstellung werden künstlerische Visionen und Phantasien von Kunst im öffentlichen Raum gleichberechtigt neben bereits realisierte Projekte für Kunst am Bau (Gerhard Göschel) gestellt. Denkmodelle wie das von Hans O. Lehnert, der in seiner Arbeit mit Raummodulen den Versuch einer sichtbaren Raumbewegung unternimmt, oder die farbenfrohe Rauminstallation „My pocket room“ von Egidius Knops fügen der gezeigten Vielfalt weitere reizvolle Facetten hinzu.

„Mitten im Raum“ ist eine Ausstellung, die das innere Engagement seiner Macher glaubhaft herüberbringt. Unabhängig davon, dass Kunst und Bauen sich in aller Regel im öffentlichen Raum vollzieht, unterstreicht die Initiative der Arbeitsgruppe, dass Kunst in aller Regel nicht im luftleeren Raum passiert. Dass allein im Land Brandenburg eine Fülle von Aktivitäten im Bereich Kunst und Bauen existiert, wird auch anhand einer vorbildlich aufbereiteten Website-Präsentation des BVBK transparent. Kunst und Bauen will Dialog. Almut Andreae

„Mitten im Raum“ in der Produzentengalerie M des BVBK bis zum 25.11. geöffnet: Mi-Fr 11-17 + Sa/So 11-18Uhr. Hermann-Elflein-Str. 18.

Almut Andreae

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