Kultur: Mondbeglänzte Zaubernacht und frische Frühlingswinde
Der Dresdner Pianist Peter Rösel und das Neue Kammerorchester Potsdam spielten im Nikolaisaal unter der Leitung von Ud Joffe ein Schumann-Programm
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Es ist wohl das poetischste Klavierkonzert der Romantik, das Robert Schumann geschrieben hat: seine einsätzige Fantasie a-Moll für Klavier und Orchester. Als seine Frau Clara sie 1841 zum ersten Mal spielte, wollte die Noten niemand drucken. So komplettierte er die Fantasie zu einem Klavierkonzert. Schon lange gehört es zu den beliebtesten Werken für Pianisten wie für Zuhörer.
Am Donnerstag hat der Dresdner Peter Rösel das Klavierkonzert in a-Moll op. 54 gemeinsam mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam unter dem Dirigat von Ud Joffe zur Aufführung gebracht, im von überwiegend Potsdamern sehr gut besuchten Nikolaisaal. Schön, dass der Pianist nach längerer Potsdam-Abstinenz wieder in der brandenburgischen Landeshauptstadt zu erleben war. Rösel ließ eine von Schwung vibrierende und alles Lyrische nobel unterstreichende Interpretation auf dem Steinway-Flügel hören. Unter seinen Fingern klangen die Dialoge, die er mit den einzelnen Instrumenten oder Instrumentengruppen führte, überaus plastisch. Sein überwiegend schlankes Musizieren vermied alles dick Auftragende. Die Romantik mit der mondbeglänzten Zaubernacht sowie den schwärmerischen Zuneigungen blieben aber immer erhalten. Ud Joffe und das Neue Kammerorchester hatten an dieser gelungenen Wiedergabe ebenfalls einen gewichtigen Anteil, weil sie sich mit dem Pianisten auf ein spannungsvolles Geben und Nehmen einließen. Der Beifall war herzlich und lang. Peter Rösel bedankte sich mit einer weiteren Schumann-Piece, mit der Träumerei aus den „Kinderszenen“.
Der Romantiker hatte auch nach der Pause das Sagen. Dirigent Ud Joffe wählte nun die Sinfonie Nr.1 B-Dur op. 38 mit dem Beinamen Frühlingssinfonie aus. Das Neue Kammerorchester hat einen sehr frischen und zügigen, auch hierbei schlanken Schumann dargeboten, so dass man meinte, herrliche Frühlingswinde durchzögen den Nikolaisaal. Manche Akzente ließ Ud Joffe schroff setzen, so dass der temperamentvoll blühende Ton des Werkes dann besonders gut getroffen wurde. Das Orchester ging mit spürbarem Engagement auf die Intentionen des Dirigenten ein und gab der Sinfonie neben der frühlingshaften Frische auch viel Wärme . Nach dem letzten Ton brandete der Applaus stürmisch auf und umfasste gleichermaßen Musiker und Dirigenten mit großer Herzlichkeit.
Neben den beiden Schumann-Werken lernte man zu Beginn des Konzerts ein selten gespieltes Opus kennen: Franz Schrekers Intermezzo in fis Moll, das er 1901 für Streichorchester komponierte. Ein neuromantisches Werk, weich und kuschelig. Von frischen Frühlingswinden war in ihm nichts zu spüren. Doch die Streicher haben es sehr kultiviert zum Klingen gebracht.
Der Nikolaisaal tat dem Kammerorchester, das bei „Musik an der Erlöserkirche“ beheimatet ist, und seinen Zuhörern gut. Im akustisch besseren Konzertsaal kam die Präzision des Musizierens klarer zur Geltung, als in der Kirche, in der der Klang oftmals zu verschwimmen droht. Aber da dieser Klangkörper kein öffentlich finanziell gefördertes Orchester ist, muss es sich auch in Raumfragen für die preiswerteste Lösung entscheiden. Und das ist im Normalfall die Erlöserkirche.
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