Kultur: Monologe eines Ex-Ministers
Tafelrunde Sanssouci mit Bartoszewski und Schäuble
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Tafelrunde Sanssouci mit Bartoszewski und Schäuble Das leidenschaftliche und gestenreiche, doch nicht sehr maßvolle Monologisieren des ehemaligen polnischen Außenministers Wladylaw Bartoszewski am Montagabend in den Neuen Kammern weitete die Tafelrunde Sanssouci derart aus, so dass die Konzentration mancher Zuhörer nachließ. Trotz des Respekts vor der Persönlichkeit, hätte Moderator Alexander Gauland den Gast hin und wieder freundlich unterbrechen müssen. Die Spannung ist somit verloren gegangen. Es war die dritte Tafelrunde, zu der das Kultur- und Wissenschaftministerium, das Brandenburgische Literaturbüro, die Stiftung Schlösser und Gärten und die Märkische Verlags- und Druckgesellschaft in das Gästeschloss Friedrichs II. einluden. „Analog zu den Tafelrunden des Königs sollen bei den jetztigen Veranstaltungen ebenfalls gesellschaftliche Themen ausgelotet werden“, sagte in ihrer Begrüßung Kulturministerin Prof. Johanna Wanka. Neben Bartoszewski kam auch Wolfgang Schäuble, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Deutschen Bundestag nach Sanssouci. „Zwischen Kerneuropa und Amerika – Polen und Deutsche im 21. Jahrhundert“ hieß das Thema, ein sehr aktuelles. Die Diskussion über die Weltmacht USA und ob sich die europäischen Staaten kritiklos der Politik der Bush-Regierung beugen sollten, beschäftigt die Öffentlichkeit seit dem Irak-Krieg intensiv. Polen und Deutschland waren sich nicht einig. Die Deutschen lehnten eine militärische Hilfe ab, Polens Regierung und Parlament befürworteten dagegen einen Einsatz ihrer Armee im Irak. Bartoszewski sagte, er hätte als Außenminister die Entscheidung seiner Regierung zweifellos forciert. Er begründete dies aus der Jahrzehnte langen guten gemeinsamen Geschichte zwischen Polen und den USA. Bartoszewski, der von Juni 2000 bis September 2001 polnischer Außenminister war, konnte hier sein überragendes historisches Wissen gut an die Frau und an den Mann bringen. Wolfgang Schäuble, in gewohnt kühl-sachlicher Art, wiederholte an diesem Abend seine bekannte Meinung, dass nur über ein UN-Mandat Irak hätte militärisch angegriffen werden dürfen. Er setzte sich weiterhin für ein starkes Europa und ein starkes Amerika ein. Nur so könnten viele Probleme in der Welt gelöst werden. Nach dem Gespräch begannen die Gäste in Grüppchen bei Häppchen, Wasser und Wein, gesponsert vom Mövenpick, über Politik zu reden. Klaus Büstrin
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