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Bei Dreharbeiten zu „Die Nibelungen“. Erich Kettelhut, Otto Hunte und Karl Vollbrecht (v.l.).

© Deutsche Kinemathek

Kultur: Monumental

Die neue Dauerausstellung im Filmmuseum

Stand:

Am 3. November wird im Filmmuseum die neue Dauerausstellung „Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg“ eröffnet. Sie stellt in sieben Themenbereichen die Gewerke vor, die am Entstehen eines Films beteiligt sind. Die PNN stimmen in den kommenden Wochen mit sieben kleinen Geschichten auf die Ausstellung ein. Heute erzählen wir über „Filmbaumeister“.

Er hat drei verschiedenen „Herren“ gedient, der Ufa, den Nazis und der Defa. Er erstellte monströse, strenge Bauten für Filme von Fritz Lang, „bebilderte“ den schlimmsten nationalsozialistischen Propagandaschund „Jud Süß“ und ließ nach dem Krieg aus Ruinen den ersten antifaschistischen Defa-Film erwachsen: „Die Mörder sind unter uns“, gedreht 1946 von Wolfgang Staudte, der zuvor bei „Jud Süß“ in einer kleinen Rolle zu sehen war.

Otto Hunte war es offensichtlich egal, für wen er arbeitete. Er wollte es nur gut machen: gigantisch und ausgefeilt bis ins kleinste Detail. „Hunte, du sollst mir die Nibelungen bauen“, sagte Fritz Lang, für den er später auch „Metropolis“, seine wohl wichtigste Arbeit, ausstaffierte.

Für „Die Nibelungen“, dieses deutsche Filmepos, bestehend aus den beiden Teilen Siegfried und Kriemhilds Rache, schuf Otto Hunte 1924 einen deutschen Wald, dicht und dunkel, der die Menschen darin ganz klein und verloren aussehen ließ. Und der jetzt in der Ausstellung imposant in die Höhe schießt. Auch die Stadt Worms samt Burg und Dom sowie der Palast des Hunnenkönigs Etzel setzte er auf dem Freigelände der Filmstudios Babelsberg mit monumentalen Kulissen in Szene. Und spektakulär war auch die Umsetzung von Brunhilds Burg inmitten eines Flammenmeeres.

Ausgehend vom expressionistischen Stil war der gebürtige Hamburger ein Meister der Licht- und Schattenwürfe, der Kontraste und Geometrie. Und dabei ein Teamplayer. Gemeinsam mit Erich Kettelhut, der die Ideen in Grundrisszeichnungen festhielt, und Karl Vollbrecht, dem Trick-Tüftler, schuf Hunte Bilder, die noch heute die Architekturdiskussion beeinflussen.

Und er hatte auch Jünger, die ihm nacheiferten. Wie Alfred Hirschmeier, der berühmteste Szenenbildner der Defa. Hirschmeier besuchte als junger Mann den in Babelsberg wohnenden Hunte, als sich dieser nach einem Streit über seine Entwürfe 1947 aus dem Beruf zurückgezogen hatte.

Als Otto Hunte, der berühmteste Ufa-Film-Architekt, 1960 nahe seiner Wirkungsstätte in Babelsberg starb, hinterließ er 80 bildkräftige Filme: für das „geistige Heiligtum einer Nation“, wie Fritz Lang es formulierte. Heidi Jäger

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