"Eisheilige Nacht": Mörderballaden zum Jahresabschluss
Am 30. Dezember gibt es wieder die „Eisheilige Nacht“ mit Subway to Sally, Saltatio Mortis, Unzucht und Heldmaschine
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Die lichtlose Jahreszeit lockt sie hervor, die Fans des Schwarzmetalls, des Mittelalterrocks und der düsteren Klänge. Die „Eisheilige Nacht“, ein Musikfestival initiiert von der Potsdamer Band Subway to Sally, ist seit Jahren ein verlässliches Angebot an alle, die der Besinnlichkeit der Weihnachtszeit entfliehen wollen. Am 30. Dezember findet sie zum sechsten Mal in der Babelsberger Metropolishalle statt, mehr als 3000 Besucher werden zu dem Spektakel erwartet.
Headliner sind Subway to Sally, die mit dem Konzert in ihrer Heimatstadt der Deutschlandtour ein würdiges Ende setzen. Seit ihrer Gründung vor 22 Jahren ist aus der Mittelaltercombo eine Heavy-Metal-Rockband geworden, die es auf der Bühne gerne laut werden lässt, inklusive Pyrotechnik und Nebelschwaden. Und immer singen sie deutsch – das gibt allen Fans Gelegenheit, die Songs zu verstehen, in denen sich vor allem Texter Bodenski verausgabt: Balladen über Hexerei, Mord und Totschlag, verlorene Liebe, Schmerz und Weltuntergang. Manches märchenhafter Kitsch, anderes wie eine Offenbarung aus sehr privaten Seelentiefen.
Das aktuelle Album „Mitgift“, erschienen im Frühjahr 2014, setzt den Trend fort. Neu ist, dass es diesmal um ganz reale Kriminalfälle geht. „Mördergeschichten“ heißt es im Untertitel. „Wir haben echte Kriminalfälle als Textgrundlage für die Stücke genommen“, sagt Bodenski, Germanist und Buchautor, der in der Band Akustikgitarre und Drehleier bedient. „Mörderballaden, vor allem Erzählungen aus Irland und Schottland, gibt es ja seit mehr als 300 Jahren“, sagt er. „Ich habe ein Verbrecherlexikon, wir lasen darin und alles kam ins Rollen.“ Schöne Geschichten haben sie gefunden, schwärmt der Texter: „Zum Teil mit tollen Pointen, wenn zum Beispiel der Täter durch einen Vogel überführt wird.“ Auch eine Sammlung sogenannter Kinderballaden war darunter – was man damals eben so den Kleinen vorsang.
Aus diesen Stoffen entwickelten Bodenski und Schlagzeuger Simon Michael Texte mit Titeln wie „Schwarze Seide“, „Grausame Schwester“, „In kaltem Eisen“. Auch jüngere Kriminalfälle der vergangenen 50 Jahre seien in das Album eingeflossen. „Wir bleiben natürlich bei unseren Kernthemen: Warum töten Menschen, wann schlägt Liebe um in Hass?“, sagt Bodenski. Damit man den historischen Hintergrund zu den Songs auch erfährt, ist der Fan-Edition der CD ein Booklet mit den Geschichten beigelegt.
Zunächst geht es aber um Musik. Das Album wartet mit der gewohnten STS-Klangbreite und -tiefe auf, mit etwas mehr Mainstream-Rock und etwas weniger Schnörkeln. Doch keine Sorge, man hört, dass dort sieben Musiker mitmischen, auch am stets feinen, sauberen Backgroundgesang, schwebender Kontrast zu Eric Fishs sonorer, scharfer Stimme.
Außerdem mit dabei in der „Eisheiligen Nacht“ sind die Mittelalterrocker Saltatio Mortis aus Karlsruhe, Unzucht, sogenannte Darkrocker aus Hannover, und Heldmaschine aus Koblenz, die die Stilrichtung „Neue Deutsche Härte“ proklamieren. Die Metalrock-Gothic-Szene schätzt diesen Aufmarsch der Giganten – die „Eisheilige Nacht“ wird deshalb meist zu einer ganz speziellen Freakshow – sowohl auf der Bühne als auch im Saal. „Das soll so sein“, sagt Bodenski, „es gibt eben verschiedenen Vorstellungen darüber, was ein gelungener Abend ist.“ Schminke und Verkleidung werde von den Fans gern zelebriert, „das gehört eben dazu“. Wer kein Kostüm im Schrank hat, findet bei Merchandising in der Metropolishalle eine breite Auswahl an Gothic-Klamotten als auch Zubehör. Freilich sei mittlerweile ein Teil ihrer Anhänger – ganz wie die Band selbst – in die Jahre gekommen, sagt Bodenski. „Ganze Familien kommen in unsere Konzerte.“ Im Konzertprogramm finden sich folglich nicht nur neue Songs, sondern auch ältere Titel von der STS-Hitliste, die sie neu arrangiert haben. „Manchmal brauchen wir selbst so einen Kick, damit sich keine Routine auf der Bühne einstellt“, sagt Bodenski.
Am 30. 12. in der Metropolishalle, Großbeerenstraße 200, Tickets ab 38,50 € im Vorverkauf sowie an der Abendkasse.
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