zum Hauptinhalt

Kultur: Morgens immer müde

Laing sangen „heißen Scheiß“ im Waschhaus

Stand:

„Mann, ist das anstrengend hier oben“, tönt es von der Bühne. Und das vor dem letzen Song des Konzerts. Nikola Rost weiß, wie man sich als Frontfrau einer dreiköpfigen Frauenband zu geben hat. „Laing“ steht auf den knappen roten Kleidern der drei Sängerinnen. Das Publikum hat an diesem Dienstagabend im Waschhaus kein Mitleid. Es hat die letzte Stunde genauso wild getanzt wie die drei Frauen auf der Bühne und jetzt will es seinen Lieblingssong hören. „Ich bin morgens immer müde, aber abends werd ich wach“, pulsierte endlich die Refrainzeile von Laings inoffiziellem Hit durch den Saal.

Laing mögen vielen noch unbekannt sein, aber die meisten, die am Dienstagabend im Waschhaus auf Nikola Rost, Susanna Berivan und Johanna Marschall gewartet hatten, konnten ihre Texte auswendig mitsingen. „Ich bin morgens immer müde, aber abends werd ich wach“ ist immerhin über 70 000 Mal bei Youtube angeklickt worden.

Laing ist nicht nur ein ungewöhnlicher Name, der, so die Künstlerinnen auf ihrer Facebookseite, mit „heißer Scheiß“ aus dem Japanischen übersetzt werden kann. Er steht auch musikalisch für eine ganz eigene Mischung. Elektrobeats überzogen mit Soul, fröhlicher Mädchenpop, humorvoller deutscher HipHop und lyrische Texte, performt von drei hervorragenden Sängerinnen. Auf der Bühne bieten Laing mit präzise durchchoreografierten Bewegungen und pantomimischen Einlagen eine Show, die zum Mittanzen genauso einlädt wie zum Zuschauen. Nur begleitet von einem Schlagzeug und einem Computer benutzen die drei Sängerinnen ihre Stimmen für alles andere, was sie zur Untermalung ihrer Lieder brauchen. Atemgeräusche füllen den Raum, Schallplatten scratchen sie mit dem Gaumen oder lassen eine Fliege durch den Saal schwirren. Das Klatschen der Hände, wenn die vermeintliche Fliege erwischt ist, wird schnell zum Tangotakt und dann zum Beat. Jedes von Laings Liedern hat bereits Ohrwurmpotenzial wenn man es zum ersten Mal hört. Live wird es zum kleinen Theaterstück. Laing tanzen die Videos zu ihren Songs. Und immer brennen die Lampen über den Mikrofonen und leuchten in die Gesichter der Sängerinnen, als sähe man sie in einer Nahaufnahme.

Laing können hart und weich, Robotermoves haben sie für den Song „Maschinell“ genauso drauf wie das divenhafte Zur-Seite-Werfen des Kopfes an der richtigen Stelle. Die Akzente sind genau einstudiert. Ob es das soulige kurze „Uuh“ des Backgroundchorus ist, ein simultanes Drehen oder eine winkende Handbewegung, alles ist nur scheinbar simpel.

Künstlichkeit ist den Sängerinnen jedoch fremd, auch wenn sie alle Posen beherrschen: den Macker, die Dancingqueen, die Diva. Laing sind auf der Bühne Glamourgirls, nehmen sich dabei aber nie zu ernst. Da ist immer dieses kurze entspannte Lächeln zwischen den Stücken. Das macht sie charmant. Und dann sind da noch die Texte, Zeilen wie: „Wenn du aufgibst, dann geb’ ich auch auf. Kannst du vergessen, dass ich das alleine mach.“ Feinfühlige Beobachtungen verbinden sich mit Schnodderschnauze und Witz.

„Wir haben gerade erst angefangen und wir haben noch viel vor“, ruft Sängerin Nikola Rost, bevor Laing die Bühne verlassen. Das glaubt man nur zu gerne. Sie schläft morgens bestimmt nicht lange. Undine Zimmer

, ine Zimmer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })