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Kultur: Mozart, die Lichtgestalt

Das Osterkonzert der Kammerakademie unter Leitung von Antonello Manacorda und mit dem renommierten Oboisten Ramón Ortega Quero zeigte, dass auch anspruchsvolle Werke mühelos aufgeführt werden können

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Mozarts unverwechselbare Musiksprache ist auch in seiner Oper „Le Nozze di Figaro“ allenthalben spürbar. Vor allem die feinsinnige psychologische Durchdringung der Figuren begeistert immer wieder. Was da Lorenzo da Ponte durch die Auflagen der Wiener Zensur im Libretto ändern musste, um den revolutionären Geist des Werkes abzuschwächen, erzählt am Ende die Musik. Die erregte Bewegung und die heftigen Kontraste der Ouvertüre, die zu Beginn des diesjährigen Osterkonzertes im Nikolaisaal zu hören waren, haben Chefdirigent Antonello Manacorda und die Kammerakademie Potsdam so interpretiert, als sei die Revolution auf dem Marsch, wie Napoleon nach dem ersten Hören befand. Ein klein bisschen Charme hatte Mozart zwar auch für die Ouvertüre übrig, doch davon war hier nichts zu spüren.

Für Richard Strauss war in den düsteren 40er-Jahren Mozart die Lichtgestalt. Zeitlebens hatte er ihn verehrt und bewundert. Als Europa 1945 in Schutt lag, war ihm dessen Musik gar „die letzte und höchste Blüte der Culturgeschichte.“ Als Strauss sein Oboenkonzert in D-Dur entwarf, orientierte er sich hörbar an seinem Vorbild, wie nicht nur das klein besetze Orchester und sein melodischer Gestus erkennen lassen. Das 1947 in Zürich uraufgeführte Werk wird jedoch nur selten aufgeführt. Die immensen technischen und gestalterischen Schwierigkeiten, die das Konzert für den Solopart bereithält, bedürfen eines Oboisten, der dem Ganzen gewachsen ist.

Die Kammerakademie Potsdam hat es am Ostersonntag unter der Leitung von Antonello Manacorda mit Ramón Ortega Quero, dem 1. Oboisten des Orchesters des Bayerischen Rundfunks, musiziert. Mit ihm konnte man einen wunderbaren Solisten verpflichten, der bereits zu den besten Oboisten der Gegenwart gehört. Sein enges Ineinandergreifen von höchst wandelbarer Tongebung und spieltechnischer Meisterschaft konnte man nur bewundern. Da gab es eine verschwenderisch strömende Kantabilität im ersten Satz zu hören, die im „Andante“-Mittelsatz in ihrer Intensität und Dichte noch gesteigert wurde. Im Finalsatz wurde sie dann durch die Wendung zu einem etwas humoristischen Tonfall aufgebrochen. Besonders Ortega Queros dynamische Feinzeichnung der Kantilenen zwang zum Staunen: Hierbei reagierte der Oboist sensibel auf Impulse aus der klanglich wunderbar geschlossen agierenden Kammerakademie.

Nach der Pause des frisch-frühlingshaften Osterkonzertes wandte man sich wieder Mozart zu, mit der Serenade B-Dur KV KV 361, auch Gran Partita genannt. Das im Konzertsaal ebenfalls relativ selten aufgeführte Werk ragt wegen seiner Länge aus dem Umkreis anderer Werke dieser Gattung heraus und überbietet diese auch im Hinblick auf musikalischen Anspruch. Grund dafür ist auch die ungewöhnliche Besetzung mit je zwei Oboen, Klarinetten, Bassetthörnern, Fagotten, Hörnern und einem Kontrabass. Der Zusammenklang war stets so harmonisch, dass sich gute 50 Minuten lang gepflegte Langeweile hätte einstellen können. Aber unter dem zurückhaltenden und doch forderndem Dirigat von Antonello Manacorda wurden die Ecken und Kanten des Stücks herausgearbeitet, sodass zuweilen mit einer gewissen Schärfe und mit dynamischen Akzentuierungen musiziert wurde. Die großartig aufgelegten Bläser und der Kontrabassist der Kammerakademie hatten Spaß an der Gran Partita und gaben ihre Freude am Spiel den Zuhörern weiter, die ihnen mit langanhaltendem Beifall dankten. Klaus Büstrin

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