Auf ihren Konzertreisen machten Leopold Mozart und sein Sohn Wolfgang Amadeus auch in vielen Kirchen Halt. Die Orgeln waren dabei das Ziel der beiden Salzburger. Und Staunen erregte bei den anderen Besuchern der Gotteshäuser das Orgelspiel des jungen Mozart-Sohns. Vater Leopold schrieb dann verwundert nach Hause, dass man Wolferls Orgelspiel höher schätzen würde als sein Klavierspielen. Dennoch hat Mozart für die „Königin der Instrumente“ kaum Werke komponiert. So stehen aus seinem Originalrepertoire nur drei Stücke für „Orgelwalzen“, also für Musikautomaten, zur Verfügung. Auch das Andante F-Dur KV 616. Es ist ein kleines Werk, formvollendend und von tiefgründiger Heiterkeit. Es erklang am Samstagnachmittag unter den Händen des Erfurter Universitätsorganisten Erfurt, Wieland Meinhold, an der spätromantischen Sauer-Orgel der neugotischen Kirche in Bornim. Doch das Werk ist auf diesem Instrument nicht sonderlich gut aufgehoben. Die Flötenstimmen sind so intensiv laut, dass ein filigranes Musizieren kaum möglich ist.
Wieland Meinhold und seine Frau Mirjam, Sopranistin im Opernchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, präsentierten ein reines Mozart-Programm, „Mozartiana“ genannt. Die Sängerin war auch als Blockflötistin zugange. Dabei hätte sie sich an diesem Konzertnachmittag vollauf mit dem Holzblasinstrument begnügen sollen. Die beiden Sonatinen für Altblockflöten und Orgel, im Orginal für drei Bassethörner geschrieben, wurden nämlich tonschön von Mirjam Meinhold musiziert. Dagegen vermisste man in ihrem Gesang, der sakrale Arien bereithielt, die Ausgewogenheit in der Tongebung und eine unbefriedigende Atemtechnik. Doch zum Schluss gelang ihr erstaunlicherweise die berühmte Motette „Exultate jubilate“ am besten, bei der zwar nicht alles makellos war, doch sich eine silbrige Stimme offenbarte. Wieland Meinhold fand für die Begleitung auf der Sauer-Orgel die richtigen Farben. Und auch bei seinen Solo-Beiträgen versuchte er durch eine geschickte Registrierung seinen Zuhörern mitzuteilen: Ja, so kann man Stücke von Mozart spielen, obwohl sie für die „Königin“ nicht komponiert wurden. Und er sollte recht haben. Klaus Büstrin
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