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Kultur: Mozarts Liebling

Sabine Meyer musizierte mit der Kammerakademie

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Für Klarinettisten ist die Auswahl von Solokonzerten überschaubar. Das schönste stammt zweifellos von Mozart. Sein letztes Solokonzert, das Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622, eröffnet die Reihe der Gattung für dieses Holzblasinstrument. Mozart lebte zu einer Zeit, als die Klarinette noch so neu war, dass sie allein dadurch interessant wurde, andererseits war das Instrument bereits so ausgereift, dass ergreifende Musik auf ihr zu spielen möglich war. Für sein Lieblingsinstrument komponierte er Klänge von atmosphärischer Dichte und Tiefe, die berühren.

Im Sinfoniekonzert der Kammerakademie Potsdam am Samstag im Nikolaisaal erklang das A-Dur-Konzert, gespielt von einer der bedeutendsten Klarinettistinnen unserer Zeit, von Sabine Meyer. Es verlangt vom Solisten nicht nur technische Bravour, sondern die Fähigkeit, den Nuancenreichtum und die innige Beseeltheit dieser Musik zu gestalten. Sabine Meyers weicher, vollmundiger Ton auf der Bassettklarinette entfaltete sich gleichermaßen in den virtuosen Läufen der Ecksätze sowie in den großen gesanglichen Linien des Adagio. Doch nicht nur schöne Bögen und transparentes Laufwerk zeichnen ihr Spiel aus, es ist gerade der Sinn für geschmackvolle Agogik und reiche Dynamik, die es so beispielhaft machen. Auch in der Interpretation von zwei Mozart-Sopranarien, die Andreas N. Tarkmann brillant für Klarinette einrichtete, ließ Sabine Meyer ihr Instrument singen und setzte Emotionen frei. Die vermeintliche Barriere zwischen Arien-Gesang und dessen Umarbeitung zum instrumentalen Konzertsatz wurde mit Leichtigkeit überwunden.

Alles klang in diesem Sinfoniekonzert gut durchlüftet, bei der gefeierten Solistin sowie bei der Kammerakademie. Unter der souveränen Leitung des jungen Dirigenten Simon Gaudenz, der kurzfristig für den erkrankten Lorenzo Viotti einsprang, stimmte beim Orchester jeder Einsatz. Selbst im Pianissimo gab es ein hervorragendes Zusammenspiel und sobald die Klarinette am Zug war, trat die Kammerakademie aufmerksam in den Hintergrund. Solistin und Orchester ergänzten sich wunderbar, gaben sich gegenseitig Artikulation, Dynamik und Tempo in die Hand.

Als reine Orchesterwerke standen Werke zweier Bach-Söhne auf dem Programm. Die zerklüfteten Sinfonien von Carl Philipp Emanuel – auf engstem Raum mal empfindsam, mal ungeschlacht und von sarkastischem Lachen durchzogen – zeugen von Witz und Einfallsgabe. Simon Gaudenz arbeitete in der Sinfonie D-Dur Wq 183 Nr. 1 die Kontraste heraus. Die Schattierungen, Zwischentöne und Nuancen wurden ganz selbstverständlich bedacht. Die Sinfonie g-Moll op. 6 Nr. 6 von Johann Christian, dem jüngsten Bach-Sohn, will unterhalten auf höchstem Niveau. Und die Kammerakademie bot durch das sichere Zusammenspiel, die straffen Tempi in den Ecksätzen und durch die dynamische Sensibilität ein ungetrübtes Hörvergnügen. Ganz selten hört man Joseph Haydns Sinfonie C-Dur Nr. 30, die den Beinamen Alleluja trägt. Ein froh machendes Werk. Auch hier boten die Musiker unter dem Dirigat von Simon Gaudenz, dessen klare musikalischen Vorstellungen im präzisen Spiel deutlich wurden, Hervorragendes. Besonders der zweite Satz, der sich fast als Flötenkonzert entpuppte, geriet zum klanglichen Erlebnis. Die Flötistin Bettina Lange, von der auch die Kadenz stammt, wusste ihren Part mit großer Einfühlsamkeit zu gestalten. Klaus Büstrin

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