
© Marco Boggreve
Kultur: Müheloses Vergnügen
Der junge Cello-Star Maximilian Hornung spielt am heutigen Samstag Haydn im Nikolaisaal
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Das Reisen gehört längst zu seinem Leben. Mal in dieser Stadt, dann wieder in jener. Bekanntschaft mit vielen bedeutenden europäischen Konzertpodien hat der Cellist Maximilian Hornung bereits gemacht. Obwohl noch jung an Jahren, er ist 29 Jahre, gehört er längst zu den Stars auf seinem Instrument. Dass er sein Violoncello immer zur Hand hat, ist klar. Doch auf die Frage, auf welches Utensil er bei seinen Reisen nicht verzichten würde, antwortete Hornung in einem PNN-Gespräch: „Keinesfalls auf ein Handy. Denn ich möchte im Kontakt mit meinen Freunden sein.“ Auch mag er es, vor den Konzertauftritten sich noch einmal gute Wünsche für ein erfolgreiches Musizieren zu holen.
Heute Abend ist Maximilian Hornung Solist des Sinfoniekonzerts der Kammerakademie Potsdam. Unter der Leitung des Chefdirigenten Antonello Manacorda musiziert er Joseph Haydns Cellokonzert in D-Dur. Außerdem spielt das Orchester Werke von Arnold Schönberg und Johannes Brahms, so die 1907 uraufgeführte Kammersinfonie Nr. 1 E-Dur op. 9a des Wiener Komponisten Schönberg, die noch in dessen frühe spätromantische tonale Schaffensphase fällt, in der sich bereits aber der Übergang zur von ihm verfochtenen Atonalität ankündigt. Weiterhin erklingt die 1857/58 in Detmold entstandene Serenade in D-Dur op. 11 von Johannes Brahms. Der Komponist beschäftigte sich in dieser Zeit intensiv mit Haydn und Mozart. Somit ist die Serenade ganz vom Geist der Wiener Klassiker gekennzeichnet. Zwischen den vom frischen, jedoch nie scharfen Wind durchwehten Werken ist das Cellokonzert von Haydn bestens aufgehoben. Der Hofkapellmeister des Fürsten Esterhazy schrieb es im Jahre 1783 für den Cellisten Anton Kraft, der Mitglied der Kapelle war. Eine „außerordentliche Geschicklichkeit und reine Intonation auf dem Violoncello“ wurde ihm nachgesagt.
Maximilian Hornung und die Kammerakademie mit ihrem Chefdirigenten sind miteinander gut vertraut. Im vergangenen Jahr haben sie gemeinsam in der Berliner Jesus-Christus-Kirche eine CD produziert, die im Januar erschien. In der Aufnahme ist neben dem D-Dur Konzert von Joseph Haydn auch dessen Konzert in C-Dur zu hören. Jeder Cellist, der eine solistische Karriere anstrebt, wird die Kompositionen Haydns in sein Standard-Repertoire aufnehmen wollen. Natürlich tat es auch Maximilian Hornung. Er spielt auf der CD die technisch höchst anspruchsvollen Werke „derart brillant und intelligent, voller Frische und mit einem natürlichem Fluss der Melodik“, wie es in einer Kritik heißt. Von Betulichkeit, die man gern dem „Papa Haydn“ bis in unsere Tage hinein andichtet, ist da nichts zu spüren. Eine inspirierende Brise weht durch die Interpretationen Hornungs. Und die Kammerakademie ist sowieso im Auskehren überholter Vorurteile eine gute Adresse. Nicht nur, weil die Musik Haydns mit am häufigsten im Repertoire des Orchesters zu finden ist, sondern vor allem, weil sie von den Musikerinnen und Musikern stets mit beschwingter Lust gespielt wird.
Dann ist auf der CD noch ein Werk des georgischen Komponisten Vaja Azarashvili zu hören. „Das Konzert habe ich sogar mit dem Komponisten selbst erarbeitet. Da war ich elf Jahre alt. Eldar Issakadze, einer meiner ersten Cello-Lehrer, machte mich mit ihm bekannt“, sagt Maximilian Hornung. Und fährt fort: „Diese Begegnung war sicherlich ein spannender Zugang zur georgischen Musik, obwohl mich damals in erster Line die Freude an der Komposition begeisterte.“Weil es ein ganz faszinierendes Stück sei, spiele er es immer wieder in Konzerten. Der Melodienreichtum von Georgiens Folklore und das manchmal Überhöhte mit den grotesken Momenten eines Dmitri Schostakowitsch kommen in dem Stück so wunderbar zum Tragen. Auch die CD erzählt davon auf’s Schönste.
Bei Maximilian Hornung hat man den Eindruck, dass die technischen Mühen, die die Werke auch bereithalten, für ihn nicht gelten. Bei der Frage, was das Schwierige am Cellospiel für ihn sei, hat Maximilian Hornung zunächst gar keine Antwort parat. Er überlegt und überlegt, doch dann sagt er, mehr im Allgemeinen verbleibend, doch Gültiges: „Technisches Können ist Voraussetzung. Für mich ist das Musizieren nicht anstrengend, sondern ein Vergnügen. Es steigert sich, wenn Orchester und der Dirigent das ebenso empfinden. Das Herausfordernde am Musizieren ist jedoch, immer wieder den überzeugenden musikalischen Ausdruck zu finden. Aber das trifft auf jeden Musiker zu.“
Der gebürtige Augsburger wurde in eine Musikerfamilie hineingeboren, begann mit acht Jahren Cello zu lernen. Mit 16 hat er sich vom Gymnasium verabschiedet, um sich ganz dem Musikstudium zu widmen. Die internationale Karriere begann mit dem Gewinn des Deutschen Musikwettbewerbs 2005. Für seine erste Sony-CD erhielt er 2011 den Echo-Klassik-Preis als Nachwuchskünstler des Jahres. Ein Jahr später folgte die Veröffentlichung von Dvoráks Cellokonzert mit den Bamberger Symphonikern, die mit dem Echo Klassik 2012 als „Konzerteinspielung des Jahres“ ausgezeichnet wurde.
Hornung sei von einem anderen Stern, wurde über ihn geschrieben. „Ein Frühvollendeter, der die Abgebrühtheit eines Routiniers mit der Unbekümmertheit des Springinsfelds verbindet.“ Wenn man den jungen Ausnahmekünstler erlebt, so hat man eher den Eindruck, dass er geerdet ist. Von einem Springinsfeld ist ebenfalls nichts zu spüren. Jedoch von großer Wärme und Herzlichkeit, mit der er auch auf seinem Instrument, dem Violoncello, spielt.
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