Kultur: Multi-Kulti im Kunstverein
Ausstellung der neuen Mitglieder des BVBK in der Produzentengalerie M
Stand:
Ausstellung der neuen Mitglieder des BVBK in der Produzentengalerie M Gelöste Stimmung herrschte zur Ausstellungseröffnung in der Galerie M, wo nach der jährlichen Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstandes die Neuzugänge ihre Kunst präsentieren konnten. Acht der insgesamt vierzehn ausstellenden Künstler waren auch persönlich da, und man staunte nicht schlecht, als sich der Brandenburgische Verband Bildender Künstler als Multi-Kulti-Organisation zu erkennen gab. So unterschiedlich wie die Herkunfts- oder Aufenthaltsländer der Künstler sind denn auch die präsentierten Arbeiten, deren Gemeinsamkeit sich nur in ihrer Verschiedenheit zusammen fassen lässt. Da hängen traditionell kunsthandwerkliche Landschaftsgemälde des Russen Naoum Cheer, der anscheinend die Avantgarde aus dem eigenen Lande nach rückwärts übersprungen hat, neben licht- und farbenfrohen Reiseimpressionen aus Portugal und Italien des Iraners Avo Arakelien. Gegenüber schauen aus glasklaren fotografischen Schwarz-Weiß-Porträts von Klaus-Dieter Fahlbusch die neugierigen, wachen und manchmal auch resignierten Augen alter Menschen aus so fernen Ländern wie Indien und Sri Lanka. Davor steht eine verschlungen gearbeitete hellholzige Skulptur der Schottin, dahinter eine farbige Pastellzeichnung, die mit der Skulptur insofern korrespondiert, als sie die gleichen Formen aufnimmt, die flächig aber ganz neu und anders wirken. Ansonsten gibt es zwischen den einzelnen Werken nicht sehr viel Korrespondenz. Eine Insel aus Licht und Weiß bilden die Arbeiten von Gunter Schöne. Eine Tischecke erhebt sich, aus hellem Papier gefertigt, aus dem ebenfalls schneeweißen Bildgrund, auf ihm ein Teller, der aufgrund der Schräglage abzurutschen droht. Davor liegen auf zwei Säulen eine Lampe, ebenfalls aus unschuldigem Papier, und die daneben thronenden Gläser flocken zart an ihren Enden aus. Unschuldig wirken diese banalen Hausgegenstände durch diese Verfremdung, neu, als stammten sie aus einem Märchen. Ganz und gar nicht unschuldig blickt dagegen Verona Feldbusch in die Welt. Eine tönerne Plastik zeigt die Dame mit fast negroiden Gesichtszügen arrogant nach oben und an der neben ihr in die Breite und Schwere gehenden Alice Schwarzer vorbei blickend, deren Argumente einfach durch die Art, wie sie ihr schönes Köpfchen dreht, nichtig machend. Da kann die Mutter der westdeutschen Emanzipationsbewegung noch so streng mit ihrer Hand in der Luft fuchteln, es ficht die Jüngere nicht an. Mit diesem Tonpaar erinnert Maren Simon ironisierend an das denkwürdige Rededuell der beiden so unterschiedlichen Berühmtheiten bei ihrem Fernsehauftritt, der für die sonst so lockere Alice Schwarzer zu einem Desaster wurde. Eine Gemeinsamkeit eint die meisten der Präsentierenden. Sie reisen gern. Ob das Christian Stötzner mit seiner kleinformatigen „Traumreise“ ist, oder Nicola Berner, die zehn Jahre in Barcelona lebte und dort ihre beiden „Seascapes“, lichte, blaue Flächen mit weitem Horizont, über einem dräuend rötlich-blitzender Himmel, fertigte, oder ob Birgit Borggrebe die „Insel im Sturm“ erobert, sie alle begeben sich deutlich sichtbar gerne in unbekannte Gefilde. Zugegeben, ein Potpourri unterschiedlichster Stile und Ansichten, aber so ist das eben, wenn lediglich die neue Mitgliedschaft den Grund zur Ausstellung gibt. Lore Bardens
Lore Bardens
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