Kultur: Musik vom „Cello-Paganini“ Roy Goodman dirigiert heute die Kammerakademie Potsdam
Mit dem Engländer Roy Goodman und dem Franzosen Christopher Coin betreten heute (19.30 Uhr) zwei international renommierte Musiker die Bühne des Nikolaisaals.
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Mit dem Engländer Roy Goodman und dem Franzosen Christopher Coin betreten heute (19.30 Uhr) zwei international renommierte Musiker die Bühne des Nikolaisaals. Sie bestreiten das Sinfoniekonzert der Kammerakademie Potsdam. Coin ist der Cellosolist, der das berühmte Konzert D-Dur von Joseph Haydn und das Cellokonzert von Anton Kraft, einem Mitglied des Esterhazy-Hoforchesters, dem Haydn als Dirigent vorstand, zum Besten gibt. Roy Goodman wird diese beiden Werke sowie die Sinfonietta op. 1 von Benjamin Britten und die Sinfonie Nr. 1 in D-Dur, auch „Symphonie classique“ genannt, von Sergej Prokofjew als Dirigent zusammenhalten. Natürlich wird er auch seine Interpretationssichten vorstellen. Roy Goodman hat bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Kammerakademie mit sehr stilvollen Darbietungen von Musik des 18. Jahrhunderts in Potsdam auf sich aufmerksam gemacht. Der Dirigent, der in der Nähe von London beheimatet ist, hat viele Jahre sich intensiv mit der„Alten Musik“ beschäftigt. Für deren Interpretation war er bei vielen Orchestern in ganz Europa und darüber hinaus ein gern gesehener Gast. „Seit Mitte des Jahres habe ich meine umfangreichen Konzertreisen etwas einschränken müssen, da ich im Juni die Chefposition der ,Holland Symfonia’ in Amsterdam übernommen habe, ein Orchester mit 150 Musikern. Vor zwei Jahren wurde es erst gegründet.“ Vielseitig ist Goodman, er ist Musiklehrer, Organist, Geiger, Musikwissenschaftler und Dirigent. Bei 120 CD-Aufnahmen stand er als Dirigent vor. So hat er alle Sinfonien von Beethoven, Schubert und Schumann eingespielt. „Mich interessiert dabei auch die historische Musizierpraxis, also beispielsweise das vibratolose Musizieren.“ Goodman ist überzeugt davon, dass man bis um 1880 die Streicher ohne Vibrato gespielt hat. Für die meisten heutigen Orchester ist das oftmals ein schwieriges Unterfangen, so zu musizieren. Mit den Mitgliedern der Kammerakademie begegnet er jedoch Instrumentalisten, die dies von Anfang an praktizieren. Ein spannendes Kennenlernen steht mit Cellokonzert von Anton Kraft bevor. Roy Goodman: „Der Musiker im Orchester Haydns war ein außerordentlicher Virtuose, ein ,Paganini’ auf dem Cello. Er war damals ein sehr gefragter Künstler. Beispielsweise war Kraft auch Solist bei der Uraufführung von Beethovens Tripelkonzert. Ich glaube sogar, dass Haydn gar nicht sein wunderbares Cellokonzert in D-Dur allein komponiert hat, sondern dass Kraft ihn dabei tatkräftig unterstützt hat.“ Die Kammerakademie spielt heute die rekonstruierte Originalpartitur. Goodman freut sich auch auf die Auseinandersetzung mit Britten und Prokofjew, zwei Klassiker des 20. Jahrhunderts. „Die Musik der ,Symphonie classique’ des Russen atmet den heiter-unbeschwerten Geist Haydns, die Sinfonietta von Britten ist von wunderbarer Durchsichtigkeit in den Klangkombinationen – Werke, die ich sehr gern musiziere.“ Klaus Büstrin
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