Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2015: Musik zum Niederknien
Konzerte in der Friedenskirche führen zu "Maria in den Rosengarten".
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Salve Regina – sei gegrüßt, o Königin. Nicht irgendeine Monarchin ist gemeint, sondern Maria, die Mutter Jesu, die Himmelskönigin. Bereits im 13. Jahrhundert fließt die marianische Verehrung ins Stundengebet der katholischen Kirche ein. Komponisten späterer Jahrhunderte haben Maria mit kunstvoller Musik verehrt, sie in einen Rosengarten gesetzt oder mit einer Rose verglichen – ihre weiße Blüte gilt als Zeichen der Reinheit. Auch bildende Künstler wie Stephan Lochner oder Martin Schongauer gaben ihr auf farbenprächtigen Gemälden einen Ehrenplatz in der Ikonografie. Es entstanden Bilder und Musik zum Niederknien.
In die Friedenskirche führen die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci am Samstagabend ihre Gäste zu „Maria in den Rosengarten“. Unter dem kostbaren Goldmosaik aus dem 13. Jahrhundert, auf dem neben Christus eine etwas spröde Maria dargestellt ist, erklingen von starken Emotionen betroffene Kompositionen der Barockzeit, von Alessandro Scarlatti, und Giovanni Battista Ferrandini sowie von Georg Friedrich Händel. Das Konzert wird vor allem zu einem Fest der Stimmen. Die schwedische Mezzosopranistin Ann Hallenberg sowie Lydia Teuscher, Sopran, bieten Ausschnitte aus Scarlattis Oratorium „Il Giardino di Rose“ (Der Rosengarten), „Salve Regina“-Vertonungen von Domenico Scarlatti oder das Duett aus Händels Auferstehungs-Oratorium nicht nur mit brillantem Schöngesang, sondern auch mit großer atmosphärischer Dichte im Vortrag. Echte musikalische Kleinode sind zu bewundern, die die Sängerinnen gemeinsam mit dem gewieften Fachmann für das barocke Repertoire, Ottavio Dantone, und dem stets transparent und virtuos spielenden Orchester Accademia Bizantina vorstellen. Höhepunkt ist zweifellos das Geistliche Konzert „Il pianto di Maria“ („Die Tränen der Maria“) von Ferrandini. Den zutiefst erschütternden Klagegesang, der ursprünglich Händel zugeschrieben wurde, singt Ann Hallenberg mit intensivem dramatischen sowie innigem Ausdruck.
Das Konzert zu nächtlicher Stunde, ebenfalls am Samstag in der Friedenskirche, ist auch der Rose gewidmet. Das belgische Ensemble Ausonia mit Mira Glodeanu, Violine, Fréderick Haas, Cembalo und Orgel, sowie James Munro, Violoncello, wartet mit Suiten oder Sonaten der barocken „Kleinmeister“ Johann Jakob Froberger, Matthias Weckmann und Dietrich Buxtehude auf, die es außerordentlich stilvoll, mit konzentrierter Intensität und feinsten Ausdrucksnuancierungen musiziert. Im Mittelpunkt stehen jedoch zwei der berühmten Rosenkranz-Sonaten und eine ohne thematischen Anlass von Heinrich Ignaz Franz Biber. Diese komplexe wie edle Kammermusik wird von dem Ensemble mit hochintensiven Spiel interpretiert.
Zu den drei Musikern gesellt sich Masato Matsuura, der den Biber-Sonaten mit fließenden Bewegungen, Masken und Gewändern des japanischen No-Theaters eine zusätzliche meditative Wirkung verleiht. Der Darsteller weiß den vorgeschriebenen Rosenkranz-Themen wie Mariä Verkündigung und Jesus im Garten Gethsemane eine eigene spirituelle Farbe zu verleihen, die bewegend ist. Zwei verschiedene Kulturen begegnen sich. Klaus Büstrin
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