Kultur: Musikalische Reise nach Italien Collegium musicum in der Friedrichskirche
Italien mit seinen attraktiven Angeboten nimmt in der Rubrik Kulturreisen nach wie vor den Spitzenplatz ein. Italien ist seit jeher das Land, in dem antike Geschichte und monumentale Überreste des klassischen Altertums noch stehen, eine Landschaft, die heute noch Freude und Entzücken auslöst.
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Italien mit seinen attraktiven Angeboten nimmt in der Rubrik Kulturreisen nach wie vor den Spitzenplatz ein. Italien ist seit jeher das Land, in dem antike Geschichte und monumentale Überreste des klassischen Altertums noch stehen, eine Landschaft, die heute noch Freude und Entzücken auslöst. Doch Italien war einst weit mehr als ein Touristenziel: Für Pilger war die Reise dorthin ein Beitrag zu ihrem Seelenheil, für Maler, Dichter und Musiker eine unentbehrliche Erfahrung und Inspiration, für junge Männer von Stand ein angemessener Teil ihrer Erziehung, eine Möglichkeit der Neuerschaffung seiner selbst, eine wahrhafte Rekreation.
Das Sinfonieorchester Collegium musicum Potsdam führte am Samstag eine große Schar von Besuchern nach Italien und gaben ihnen in der Friedrichskirche Babelsberg eine gewisse Erholung. Da wurde ein kleiner Blick in die Geschichte der Antike mit der Coriolan-Ouvertüre c-Moll op.62 von Ludwig van Beethoven gewährt, da fand der italienische Komponist Antonio Salieri, dem einst nachgesagt wurde, er habe Mozart aus Neid beiseite räumen wollen, mit La Follia und Variationen sein Podium, und zum Finale wurde mit der die Landschaft und Kultur des klassischen Landes besingenden 4. Sinfonie in A-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy, die weit mehr unter dem Namen die „Italienische“ bekannt ist, auch in der einstigen Kirche der böhmischen Weber ein Hohelied auf Italien gesungen.
Das Collegium musicum, das bekanntlich Laien- und Profimusiker vereint, musizierte diesmal unter der Leitung des brasilianischen Dirigenten Parcival Módolo. Eine Woche lang arbeitete der Brasilianer, der den Potsdamer Klangkörper von mehreren Begegnungen gut kennt, mit den Musikern. Zuvor studierte der Künstlerische Leiter, Knut Andreas, die Werke ein. Módolo und das Orchester scheinen ein gutes Einvernehmen miteinander zu haben, denn die Musiker folgten engagiert und freudig den Intentionen des Dirigenten. Das höchst anspruchsvolle Programm, haben sie mit einem erstaunlich hohen Maß an Sicherheit und Klangschönheit musiziert. Wenn noch ein sensibleres Aufeinanderhören und mehr Sinn für Nuancierungen hinzukämen, könnte der künstlerische Genuss erhöht werden. Von Vorteil wären am Konzertabend auch ein paar mehr dynamische Differenzierungen in Sachen Lautstärke gewesen.
Dennoch in der Interpretation Módolos und des Sinfonieorchesters hatte Beethovens Coriolan-Ouvertüre den klassischen Atem, den das etwas pathetisch angehauchte Werk benötigt, fanden die verschiedenen Farben von La Follia, die Salieri wie so manche seiner Zeitgenossen mit Variationen versah, eine frische Wiedergabe. Die 4. Sinfonie, die „Italienische“ ist für Mendelssohn, was für Dvorak seine Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ ist. Da sie häufig aufgeführt wird, liegt die Messlatte für eine individuelle Interpretation entsprechend hoch.
Unter Parcival Módolos beschwingter Führung wurde überaus wach musiziert, verbunden mit einer meist auf Transparenz setzenden Darstellung der vielen kontrapunktischen Passagen. Vor allem die farblich starken Holzbläser brachten die Vitalität des Gesamtgestus gut zum Vorschein. Der Dirigent und das Collegium musicum wurden für den wunderbare Start in den Sommer vom dankbaren Publikum mit langanhaltendem Beifall gefeiert.Klaus Büstrin
Klaus Büstrin
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