Kultur: Musikalisches Glück mit Sonne und Regen
Sechs Potsdamer Privatgärten öffneten ihre Pforten für Konzerte
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Karl Foerster, Gärtner, Staudenzüchter und Schriftsteller, wusste um die Stimmungen von Gärten: „Sommerglück in reich erfüllten Gärten mit Blicken in die Landschaft birgt unnennbare Heiterkeiten des Geistes.“ Von solch einem Glück waren auch die sechs Konzerte in ganz unterschiedlichen Potsdamer Privatgärten getragen, obwohl am Nachmittag Veranstalter, Gartenbesitzer und Gäste immer wieder sorgenvoll zum Himmel blickten. Dort kündigten sich hinter dunklen Wolken Regengüsse an, die in den Abendstunden ausgerechnet zur Veranstaltungszeit über die Gärten niedergingen. Die Vegetation war dafür dankbar, die Besucher hofften jedoch, dass sie die musikalischen Darbietungen trockenen Fußes im Freien erleben könnten. Bei der Familie Joop in Bornstedt musste man schleunigst aus dem Garten ins Haus ausweichen – aber welch eine Freude, dass das Konzert nicht ins Wasser fiel. Die beiden Instrumentalisten Francois Lazarevitch und Dominique Paris brachten mit Musik des 18. Jahrhunderts, unter anderem von Nicolas Chedeville, Jean-Philippe Rameau und Joseph Bodin de Boismortier, das Klangfarbenspektrum der Barock-Musette, einem Dudelsack auf französischer Art, zu Gehör.
Vormittags im Bornimer Foerster-Garten schien die Sonne noch ungefährdet auf die Veranstaltung. Es war ein blauer, vogel-umjauchzter Morgen, wie Foerster selbst sagen würde, zumal auf der Terrasse seines Hauses Musik auf einem Steinway-Flügel erklang. Der Gärtner und Staudenzüchter war ein großer Klaviermusik-Liebhaber. Beethovens Schöpfungen liebte er besonders, vor allem wenn sie von seinem Freund, dem Pianisten Wilhelm Kempff im Haus gespielt wurden. Bei der Gartenmusik am Samstag musizierte der junge Rumäne Andrei Banciu drei intime, aber einfallsreiche Stücke von Ludwig van Beethoven: sechs Variationen über ein eigenes Thema op. 34 in F-Dur sowie die beiden Rondos Nr. 1 und 2 aus op. 51. Ein warmer Klavierklang, moderate Tempi und eine entspannte Interpretation waren im Foerster-Garten an diesem Vormittag angesagt Als Verbeugung vor Wilhelm Kempff gab Andrei Banciu dessen im romantischen Geist komponiertes „Frühlingsspiel. Veränderungen über eine eigene Weise“ zu Gehör. Nachmittags war Banciu mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdyund Robert Schumann zu hören. Nur der Steinway nahm einen neuen Standort ein: im Hausgarten von Petra Daniel in der Berliner Vorstadt.
In der Bornimer Feldflur befindet sich der Kleingarten von Nicola und Meik Szydlik – ein liebevoll gestaltetes Areal mit Obstspalieren, Blumenparterres und einem Blick in die Weite der Landschaft, auf die kein Geringerer als Peter Joseph Lenné seine gestaltenden und behütenden Hände hielt. Im Schatten des Holzhauses musizierten Jan Van Hoecke auf der Blockflöte und Francois Lazarevitch, auf der Musette Barockmusik voller Frische und Heiterkeit. Klaus Büstrin
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