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Kultur: Musikersorgen

Konferenz im Waschhaus diskutierte Probleme

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Gut, dass wir mal darüber geredet haben: Viele Probleme konnten bei der von der Zukunftsagentur Brandenburg organisierten „Netzwerkkonferenz Fokus Musik“ nur angerissen werden, aber alle knapp 100 Teilnehmer waren sich einig: So ein Treffen von Musikern, Veranstaltern und Akteuren der Medienbranche wie Dienstagnachmittag und -abend im Waschhaus tut gut und sollte regelmäßig stattfinden.

„Ich hoffe, heute ein paar Leute zu treffen, die ich vielleicht schon lange kenne – vermutlich per Telefon und Mail“, sagte Aditya Sharma, Musikchef von Radio Fritz, in seinem Vortrag. Radio sei in der Zeit der Digitalisierung unverzichtbar, es biete eine Art Vorauswahl im Hinblick auf die Zielgruppe, ohne zu werten, sagte er mit Seitenblick auf Michael Boden, Gitarrist der erfolgreichen Potsdamer Band Subway to Sally. Da immer neue junge Bands nachrücken, müsse man sich leider irgendwann auch von Bands verabschieden.

Etwa 5000 Amateurmusiker gibt es im Land Brandenburg, schätzt Peter Lehmann vom Brandenburgischen Rockmusikerverband. Die allerwenigsten Musiker können von ihrer Arbeit leben, einzige Ausnahme sei Subway to Sally. Deren Gründungsmitglied Michael Boden war einer der Referenten der Konferenz, bei der es vor allem um die Sorgen und Nöte der Amateure ging, die den Schritt in die Professionalität noch vor sich haben oder zumindest als Hobbymusiker ein angemessenes Dasein fristen wollen. Es ging aber auch um die Sorgen der Veranstalter, die ihre Häuser mit Konzerten nicht mehr voll kriegen, weil heute Disco und Bespaßung angesagt sind, wie sie klagten.

Rengo Wunderlich, Potsdamer Konzertveranstalter, hinterfragte in der Kaffeepause gegenüber den PNN den Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Radiosenders. Er wünscht sich mehr Werbung für Potsdamer Events, manchmal werde eine Band für ein Konzert in Berlin interviewt, ihr Auftritt in Potsdam kurz zuvor hingegen ignoriert, so Wunderlich. Auch Lindenpark-Chef Andreas von Essen sieht im Live-Sektor die größten Hürden für junge Bands. Sie haben es schwer in Potsdam, es komme vergleichsweise wenig Publikum aufgrund der Nähe zu Berlin, dazu komme das ewige Thema Lärmbelästigung. „Da muss an neuen Modellen für finanzielle Deckungsquellen gearbeitet werden“, sagte er den PNN. Clubs dürfen mit Kosten für Umbauten und technische Nachrüstungen nicht allein gelassen werden.

An einer technischen Umrüstung kommt mittlerweile keiner mehr vorbei: Die Digitalisierung habe die Musikszene maßgeblich und positiv beeinflusst, sagte Tim Renner, ehemaliger Universal-Chef. Er rät, sich damit eingehend zu beschäftigen und Verträge genau zu lesen. „Ein Abzug für Verpackungskosten bei digitaler Verwertung – das ist Unsinn!“, nannte er als Beispiel. Aus dem Publikum kam hingegen der Wunsch nach Unterstützung für Künstler, die sich ganz auf ihre kreative Tätigkeit konzentrieren wollen und nicht selbst vermarkten können. Dafür gebe es bereits junge Promotion-Firmen, die sich verstärkt als Dienstleister verstehen, sagte Renner. Michael Boden, der mit seinen Kollegen die Geschicke der Band über drei GbR im Alleingang führt, merkte ernüchternd an: „Man macht leider selten so viel Umsatz, dass man andere für sich arbeiten lassen kann“. Tim Renner, der kürzlich die Gründung des Musicboard Berlin initiierte, schlug vor, auch in Brandenburg so eine Plattform für Musiker zu gründen. Damit könnten Musiker unterstützt, sich um den Erhalt von Spielstätten gekümmert und neue Strukturen entwickelt werden. Steffi Pyanoe

Steffi Pyano

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