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Nicht müde zu musizieren. Bernhard Bosecker, Tilman Henning, Dieter Bethke, Gisbert Näther und Jan Birkner (v.l.n.r.) sind die Potsdamer Turmbläser. Am Samstag spielen sie auf dem Belvedere des Pfingstberges ihr Jubiläumskonzert.

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Kultur: Musizieren an schönen Orten

Die Potsdamer Turmbläser feiern ihr 35-jähriges Jubiläum mit einem Festkonzert

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Bei den diesjährigen ungewohnt hochsommerlichen Temperaturen könnte es sein, dass den Potsdamer Turmbläsern bei ihrem Festkonzert am Samstag auf dem Pfingstberg der Schweiß von der Stirn läuft. An den Neujahrsvormittagen ist es anders. Da könnte es passieren, dass bei Minusgraden die kalten Hände die Beweglichkeit zum Spielen von Instrumenten beeinträchtigen. Doch am ersten Tag des Jahres pilgern zum Pfingstberg Hunderte Potsdamer und ihre Gäste, um einen beschwingt-beschaulichen Jahresauftakt mit den Potsdamer Turmbläsern zu erleben. Auch die „Musik zur Christnacht“ in der Friedenskirche Sanssouci hat eine jahrelange Tradition. Die Bläserformation musiziert am Heiligen Abend gemeinsam mit dem Vocalkreis Potsdam froh-besinnliche Weisen für ungezählte, nach Ruhe ausspähende Weihnachtsgestresste.

Zwischen dem Präludium und dem Finale eines Jahres werden die Potsdamer Turmbläser nicht müde zu musizieren. Rund 40 Auftritte stehen im Kalender, erzählt Bernhard Bosecker, der nimmermüde Trompeter, Inspirator und Organisator des Ensembles. Seit 35 Jahren. Dieses bemerkenswerte Jubiläum wollen er und die anderen Mitglieder Jan Birkner (Trompete), Gisbert Näther (Horn), Diether Bethke (Posaune) sowie Tilmann Hennig (Bassposaune und Tuba) gemeinsam mit ehemaligen Turmbläsern und Freunden des Ensembles am Samstag auf dem Pfingstberg feiern. Bosecker, Bethke und Näther sind von Anfang an dabei. Damals, von 1978 an, gehörten sie noch zum Orchester des Hans Otto Theaters, das in der Wendezeit zur Brandenburgischen Philharmonie aufstieg. Doch die SPD-Politik des Landes und der Stadt sorgte für den Absturz des Orchesters und löste es 2000 auf. Dies gehörte übrigens zu den unrühmlichsten Entscheidungen des damaligen Oberbürgermeisters Matthias Platzeck.

Trotz aller Betroffenheit und Enttäuschung haben die Turmbläser ihr engagiertes Musizieren in und für Potsdam nicht aufgegeben. „Wir waren immer wieder auch als Botschafter der Stadt im In- und Ausland unterwegs, unter anderen gastierten wir in Schweden, Weißrussland, Bulgarien, Tschechien oder in Österreich. Unlängst erhielten wir eine Einladung für eine Konzertreise im kommenden Jahr nach China“, sagt Bernhard Bosecker. Er erinnert sich auch gern an die Auftritte der Potsdamer Turmbläser alljährlich zu den Parkfestspielen Sanssouci, den Vorläufern der Musikfestspielen. „Vor so manchen Konzerten gaben wir einen musikalischen Auftakt. Der Komponist Gerhard Rosenfeld hat uns dazu eine Festspielmusik geschrieben, die wir auch heute immer noch gern in unseren Konzerten spielen, leider nicht zu den Musikfestspielen.“ Besonders gern stiegen die Bläser auf die Türme der Sanssouci-Orangerie, um dort zu musizieren. „Das war ein besonders Erlebnis. Denn wir als Turmbläser waren ja angetreten, um von den Türmen der Stadt zu musizieren. Aber zu DDR-Zeiten waren sie zumeist marode und gesperrt.“ Nun freuen sie sich, dass sie regelmäßig auf den Türmen des Pfingstberg-Belvedere auftreten können. Auch während des Festkonzerts am Samstag. „Der Stadtmusikantentradition werden wir im ersten Teil gemeinsam mit Musik, die am brandenburgisch-preußischen Hof und auf Exzerzierplätzen erklang, Aufmerksamkeit schenken“, so Bosecker. Für Bläsermusiken aus dem alten Potsdam haben sich die Turmbläser schon immer starkgemacht und auch eine CD herausgebracht.

Nach der Pause am Samstag wird Unterhaltung groß geschrieben. Dem Repertoire sind dabei keine Grenzen gesetzt, der Spiellaune sicherlich erst recht nicht. Konzertantes, Film- und Opernmusik sind angesagt, aber auch italienische Lieder, die zu Evergreens wurden. So manche Bearbeitung stammt vom Hornisten des Deutschen Filmorchesters Babelsberg, Gisbert Näther, der sich auch als Komponist einen Namen gemacht hat.

Beim Jubiläumskonzert wird auch Michael Laurenz als Sänger mit von der Partie sein. Der junge Tenor gehörte einst als Trompeter zu den Potsdamer Turmbläsern. „Als Michael immer wieder so vor sich hin sang, erahnten wir, welch ein Potenzial in seiner Stimme liegt. Wir ermutigten ihn, seinen Tenor ausbilden zu lassen. Heute gehört er zum Sängerensemble des bedeutenden Opernhauses Zürich.“

Nach dem Konzert auf dem Pfingstberg legt das Bläserensemble seine Instrumente beiseite. Doch das Musizieren geht weiter, vor allem an schönen Orten, die man in Potsdam in reichem Maße findet. Während der nächtlichen Schlösserimpression der Weißen Flotte spielen sie seit Jahren vor der festlich illuminierten Heilandskirche in Sacrow für die Gäste auf den Schiffen, die der romantischen Bläsermusik gern lauschen. Romantisch soll es auch in diesem Monat im Babelsberger Park noch zugehen, wenn ein Liebhaber seiner Liebsten einen Heiratsantrag stellt. Bei so viel inniger Herzenssache konnten die Potsdamer Turmbläser nicht Nein sagen und werden der Erklärung musikalische Unterstützung geben.

Festkonzert der Potsdamer Turmbläser am 10. August um 20 Uhr auf dem Pfingstberg. Karten für 15, ermäßigt 12 Euro nur an der Abendkasse ab 19 Uhr

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