Eine kleine Baulücke in der Gutenbergstraße wird vom 12. bis 14. September Standort für „Localize“. Das Festival für Kunst, Kultur und Stadt, das 2013 auf großem Fuß im verlassenen Bahnhof Pirschheide residierte, kommt damit zurück in die Innenstadt. Nur etwas kleiner. „Wir reagieren damit auf den Mangel an nutzbaren Gebäuden und Flächen in der Stadt“, heißt es dazu vom Verein Localize. Getreu der Localize-Devise sollen jeweils Ort, Thema und aktuelle Entwicklungen verknüpft werden – als Antwort auf die immer schwieriger werdende Raum-Situation für die freie Kunstszene werde sich auch Localize beschränken. Auch wenn das möglicherweise weniger Künstler und weniger Besucher bedeutet.
Denn es sei nicht der Anspruch des Festivals, stetig zu wachsen. Es gehe vielmehr darum, neue Räume und deren Möglichkeiten zu entdecken und kreativ zu nutzen, das Festival stets neu zu erfinden. 2008 hatte Localize das erste Mal stattgefunden, mit zehn Künstlern und wenigen Hundert Besuchern. Künstler- und Besucherzahlen wuchsen jährlich, 2013 kamen fast 3000, obwohl zum ersten Mal Eintritt genommen wurde: für Installationen und Performances, Musik und Film, Innovative Formate. Das Festival fand jeweils in leerstehenden, ungenutzten Räumen oder draußen statt, 2012 beispielsweise im trockenen Stadtkanal.
Dass Potsdam sich so schnell entwickle und verändere, sei einerseits problematisch, da mehr und mehr öffentlicher Raum verschwinde, so Festival-Organisatorin Anja Engel. Andererseits sehe man es auch als Chance, temporär freistehende Räume für sich zu entdecken. 2010 bot sich die damals gerade leergezogene Stadt- und Landesbibliothek an. „Wir haben in der anfänglichen Planungsphase für dieses Jahr auch groß gedacht“, sagt Anja Engel. „Wir wären gern in den alten Landtag auf dem Brauhausberg gegangen, aber auf unsere Anfrage bekamen wir schnell ein sehr eindeutiges Nein.“ Und so passe es zu den Localize Spielregeln, das Gegenteil, eine Situation, in der man sich zumindest räumlich einschränken muss, als Herausforderung anzunehmen.
Die Baulücke zwischen Jägerstraße und Dortustraße stößt an ihrer Rückseite an das Karstadt-Gebäude. Auf dem nur 240 Quadratmeter großen Gelände biete es sich an, in die Höhe zu gehen – so sei unter anderem eine vertikale Galerie geplant. Zunächst musste aber der Eigentümer zustimmen, dann ein Umnutzungsantrag beim Bauamt gestellt werden, so Anja Engel. Unter dem diesjährigen Motto: „Localize Hier entsteht“ sollen sich Besucher dabei über die Baulücke inmitten der zweiten Barocken Stadterweiterung Gedanken machen. Nachbarn, Anwohner, Geschäftsleute und Wirte sollen miteinbezogen werden. „Und wer weiß, vielleicht wuchern wir ja in die Straße hinaus“, sagt Anja Engel.
Dass die drei Tage Kunst diesmal in den September fallen, sei organisatorischen Gründen geschuldet: „Wir arbeiten alle ehrenamtlich und haben einfach ein Zeitproblem“, sagt Anja Engel. Die Stadt unterstützt das Festival mit 6000 Euro aus dem Projektmittelfonds, und wie bereits im vergangenen Jahr soll ein moderates Eintrittsgeld erhoben werden. Es habe sich gezeigt, dass die Besucher trotzdem kommen, heißt es. Steffi Pyanoe
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