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Kultur: Neue Tür öffnen

Erik Bruinenbergs letzte Ausstellung in Inter-Galerie

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Es ist die letzte Ausstellung, die Erik Bruinenberg als Galerist in der Inter-Galerie veranstaltet. Am 7. Oktober werden die jetzt zu sehenden „Liquid Image“- Bilder von Udo Rathke abgehängt und am 30. Oktober gibt es zur Langen Nacht der Galerien noch einen Ausstand mit Musik und einer Tanzperformance.

„Ich höre zwar in diesen Räumen auf, das heißt aber nicht, dass ich aufgebe. Die Inter-Galerie wird als Name, Logo und Webseite weiter bestehen: eben als Galerie ohne Räumlichkeiten.“ Bruinenberg möchte sich nun wieder auf seine eigentliche Leidenschaft konzentrieren: auf das Kuratieren von Kunst. Und er hat auch schon Spannendes in petto. Im kommenden Jahr möchte er den US-amerikanischen Pionier der Land- und Body-Art, Dennis Oppenheim, mit einer großen Retrospektive nach Potsdam holen. „Mein Wunsch für diese Rückschau über 40 Jahre wäre der KunstRaum in der Schiffbauergasse.“ Und gestern gab es dazu auch schon ein erstes Gespräch mit dem betreibenden Waschhaus.

Als er vor zwei Jahren die Inter-Galerie mit einer städtischen Anschubfinanzierung von 10 000 Euro übernahm, sei er recht blauäugig gewesen. „Dieser Ort ist offensichtlich nicht zentral genug, und der benachbarte Nikolaisaal hat seine eigene Infrastruktur, die der Galerie nicht unbedingt Besucher zutreibt. Das Konzept, das ich mit der Stadt gemacht habe, entstand in einer Zeit der Euphorie, als Potsdam sich noch auf den Weg zur Kulturhauptstadt sah. Dazu hätte sich zeitgenössische Kunst aus Europa natürlich gut gemacht.“ Die Realitäten waren andere, und nun ergeht es dem Holländer genauso wie zuvor drei anderen Galeristen, die sich an dem Standort verhoben haben. „Als ich mit der Stadt den Aufhebungsvertrag unterschrieb, fühlte ich zugleich Traurigkeit und Erleichterung. Wenn man etwas loslassen muss, ist es natürlich auch traurig. Aber ich bin froh, dass es im Einvernehmen war.“ Jetzt wird das Forum Bildende Kunst darüber beraten, wie es mit den Räumen in der Wilhelm-Staab-Straße weiter geht. „Ich hoffe, dass sie der Kunst erhalten bleiben. Aber man muss dann andere Ansprüche stellen.“

Neben den zwölf Ausstellungen, die er in den zwei Jahren in der Inter-Galerie zeigen konnte, habe die Zeit auch noch etwas anderes Gutes gehabt: „Ich entdeckte, dass ich kein Galerist bin, sondern Kurator. Ein Galerist muss auch Händler sein: Da geht es mehr um den Verkauf als unbedingt um gute Werke.“ Bruinenberg hat kaum etwas verkauft. „Jetzt kann ich es finanziell nicht mehr tragen und mich auch nicht weiter entfalten. Was jetzt käme, wäre eine Wiederholung der Wiederholung. Im Waschhaus konnte man viel mehr experimentieren, die Räume immer wieder anders aussehen lassen.“ Obwohl er jetzt schon 16 Jahre in Potsdam sei, habe er immer noch keinen Koffer in der Stadt. Ich bin immer wieder überrascht auch von den Gegenkräften, bei allem, was man macht.“ Und Bruinenberg hat schon viel in Potsdam zustande gebracht: An die 100 Ausstellungen organisierte er, allein 80 davon im Waschhaus, wo er so spektakuläre Expositionen wie die von Michael Timpson und der Jungen Wilden organisierte. Auch in Beelitz-Heilstätten stemmte er einige Projekte: „Im totalen Chaos, wo es nicht mal Wasser und Strom gab. Aber auch dort sammelte ich viele Erfahrungen. Ich verabschiede mich nicht aus Potsdams Kulturwelt, ich will nur ein paar Sachen sacken lassen und dann weiter gucken.“ Ein neue Tür wird sich öffnen. Heidi Jäger

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