FREITAGS: Neugier gewünscht

Gegen 19.30 Uhr versammelt sich am Platz der Einheit ein buntes Volk. Asiaten, Araber, Afrikaner und Deutsche wollen mit der Buslinie 92 Richtung Bornstedt oder Bornim fahren. Vor allem die Ausländer steigen fröhlich in den Bus ein. Sie grüßen und umarmen sich, sie haben viel zu erzählen. Da passiert es nicht selten, dass auch der Deutsche in den Kreis mit aufgenommen wird. Der Fahrer schließt die Türen. Doch da kommt noch ein Vietnamese angelaufen und will mitfahren. Doch der Mann am Lenkrad, scheinbar zu bequem, die Tür zu öffnen, meint vor sich hin brabbelnd : „Der soll mal laufen, am besten gleich dort hin, wo er zu Hause ist. Was wollen die vielen Ausländer hier?“ Eine kleine Begebenheit am Rande? Mitnichten. Ähnliches erlebt man leider immer wieder. So vernahm man dieser Tage laute Proteste von Potsdamern und einer Wohnungsgenossenschaft gegen einen Umzug des Asylbewerberheims vom öden Stadtrand zum etwas lebendigeren Schlaatz. Leider keine Einzelfälle. Unmut wird eher oftmals hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen. Man spürt es an der Unfreundlichkeit von Zeitgenossen in Geschäften, in Gaststätten oder eben im Bus.Von der viel gepriesenen Toleranz, die in Potsdam eine Heimat haben soll, ist da nicht viel zu spüren. Wie müssen sich die Asylbewerber fühlen, wenn ihnen von einigen Zeitgenossen kein fröhliches Willkommen zugerufen wird, sondern sie eher feindlich schauenden Leuten begegnen? Nicht nur eine nette Harmonisierung zwischen den Asylbewerbern und denen, die meinen, allein ein Recht haben, hier zu wohnen, ist vonnöten. Ein Miteinander ist anzustreben. So kann man am Schlaatz manche Aktivitäten im Bürgerhaus oder der Kirchengemeinde erleben. Integration ist ihnen wichtig. Und eine freundliche Neugier auf Unbekanntes der „Alteingesessenen“ wäre wichtig. Schließlich pflegen sie sie reichlich, wenn sie in andere Länder reisen oder sogar dort ihren Lebensmittelpunkt aufbauen.