
© Andreas Klaer
Havelländische Musikfestspiele: Nicht allein das Umland entdecken
Die Havelländischen Musikfestspiele konzentrieren sich in diesem Jahr verstärkt auf Potsdam. Insgesamt sind 44 Konzerte geplant, zwei finden unter freiem Himmel auf der Wasserbühne des Belvedere auf dem Pfingstberg statt.
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An dieser Stelle mal nicht auführlich die Geschichte vom Wunderkind: dass der 1983 in Moskau geborene Nikolai Tokarev als Fünfjähriger die Aufnahmeprüfung an der berühmten Moskauer Gnessin-Musikschule besteht, als Sechsjähriger mit Stücken von Mendelssohn erstmals auftritt und im Alter von 13 Jahren in Japan konzertiert. Auch sollen hier nicht die ungezählten Lobeshymnen auf seine mittlerweile fünf Einspielungen mit Werken von Bach, Liszt und Chopin, von Rameau, Grieg und Tschaikowsky wiederholt werden; oder über die Begeisterung und das entrückte Staunen, die seine Auftritte auslösen, über die spielerische Leichtigkeit und seine frappierende Technik geschrieben werden. Nikolai Tokarev, der in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, zählt schon seit Längerem zu den herausragendsten Pianisten seiner Generation. Das hier noch weiter auszuführen, würde dem berühmten Eulen-nach-Athen-tragen gleichkommen.
Darum an dieser Stelle nur die Geschichte von der Dame in Würzburg, die im Büro der Havelländischen Musikfestspiele anrief und gleich ein ganzes Wochenende in Potsdam buchte. Der Grund: Nikolai Tokarev ist hier mit Werken von Bach, Beethoven und Schumann am 31. August zu erleben. Aber nicht wie vor vier Jahren im Nikolaisaal, sondern im Belvedere auf dem Pfingstberg. Tokarev soll auf der Wasserbühne spielen, die im Juni durch ein Konzert des Berliner Hornquartetts, ebenfalls organisiert von den Havelländischen Musikfestspielen, wiedereröffnet wird.
Insgesamt 44 Konzerte sind in diesem Jahr im Rahmen der Havelländischen Musikfestspiele geplant, darunter allein sechs in Potsdam. Zwei Open-Air-Konzerte auf der Wasserbühne des Belvederes auf dem Pfingstberg, jeweils ein Konzert in der Französischen Kirche und im Palmensaal im Neuen Garten und zwei Konzerte im Schloss Kartzow. „Dass wir so oft in Potsdam präsent sind, ist wirklich neu“, so Thomas Funck von den Havelländischen Musikfestspielen.
Durch die Zusammenlegung der Märkischen und Havelländischen Festspiele auch aus finanziellen Gründen unter immer schwieriger werdenden Förderbedingungen habe sich der Schwerpunkt der Veranstaltungen auf Potsdam und den Landkreis Potsdam-Mittelmark beschränkt. So wird das Eröffnungskonzert am 23. Februar im Schloss Klessen zum ersten Mal in Potsdam-Mittelmark stattfinden. Und die Programmmischung bei dieser Eröffnung verdeutlicht auch die Idee, die hinter diesen Musikfestspielen im Brandenburgischen steckt: sowohl regionale also auch national und international bekannte Musiker auf die Bühnen zu bringen. So werden am 23. Februar im Schloss Klessen sowohl Schüler der Musikschule Rathenow Werke von Haydn und Chopin als auch das Klavierduo Sergio Marchegiani und Marco Schiavo Werke von Schubert und Brahms spielen.
Gegründet wurden die Festspiele, deren Konzertprogramm von Februar bis Dezember reicht, vor 12 Jahren vom Pianisten Frank Wasser, den es nach der Wende von Berlin in das Brandenburgische zog. Aus kleinen Konzerten für Freunde in den Kirchen der Umgebung entwickelte Wasser, der mittlerweile in Päwesin lebt, die Havelländischen und Märkischen Musikfestspiele, die über die Jahre unter anderem das Schloss Nennhausen und das Landgut Borsig, die Schinkelkirche in Petzow und das Schloss Ribbeck zu beliebten Spielstätten gemacht haben. Klavier- und Kammermusik, Liederabende, Lesungen und Orchesterkonzerte gehören zum vielfältigen Programm dieser Festspiele, die laut Wasser durch die Zusammenlegung zum größten Festival für klassische Musik im Land Brandenburg geworden sind.
Auch wenn die Havelländischen Musikfestspiele vor allem auch auf den Tourismus setzen, mit Agenturen in Hamburg und Köln zusammenarbeiten und so Wochenendurlaubspakete im Brandenburgischen in Verbindung mit Kultur anbieten, sind die Konzerte auch immer eine Einladung an den Potsdamer, das Umland zu entdecken. Und so versprechen die Konzerte mit dem Gitarristen Fabio Montomoli am 23. März im Schloss Reckahn oder Georg Savas Abschluss seiner Reihe mit den Klaviersonaten von Beethoven am 12. und 13. Oktober im Schloss Nennhausen zu besonderen Ereignissen zu werden. Wer die Havelländischen Musikfestspiele jedoch erst einmal in Potsdam kennenlernen möchte, dem bieten sich neben den Konzerten mit Tokarev und dem Berliner Hornquartett mit den Aufttritten des Flötisten Stefano Maffizzoni und dem Pianisten Valter Favero am 9. März in der Französischen Kirche, des Brandenburgischen Streichquartetts am 26. Mai im Schloss Kartzow, des Rossini-Quartetts am 7. September im Palmensaal und des Flötisten Ingo Renner zusammen mit Armin Thalheim am Spinett am 22. Dezember im Schloss Kartzow in diesem Jahr ein paar empfehlenswerte Möglichkeiten.
Informationen zum Programm und zum Kartenvorkauf unter
www.havellaendische-musikfestspiele.de
Dirk Becker
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