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Als die Studenten noch Zeit zum Feiern hatten. Das „Rubys“-Festival auf dem Waschhaus-Gelände hält sich trotz schwindender Besucherzahlen bei der gleichnamigen Konzertreihe am Dienstag.

© Waschhaus

Abgesagtes Rubys Festival im Waschhaus Potsdam: Nicht gleich die Nase rümpfen

Das Rubys Festival ist abgesagt. Nur ein weiterer Beweis dafür, dass das Waschhaus am Ende ist? Völliger Unsinn, meint PNN-Autor Oliver Dietrich. Ein Kommentar wider alle Nörgelei.

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Potsdam - Das war ja klar: Nachdem das Waschhaus kürzlich bekannt gab, dass das Rubys Festival in diesem Jahr aufgrund des schwachen Vorverkaufs abgesagt werden muss, melden sich die Kritiker, die ja eh schon lange gewusst haben wollen, dass es mit dem Waschhaus bergab geht. Waschhaus-Bashing gehört in Potsdam ja irgendwie dazu, das traditionsreiche Haus, das sich seit gut drei Jahren unter der Leitung von Siegfried Dittler neu zu erfinden versucht, steht unter scharfer Beobachtung.

Nachdem der alte Geschäftsführer Wilfried Peinke für die Jahre 2009 bis 2012 eine eher schmerzhafte Bilanz vorwies – das Programm dürftiges Entertainment im Diskobereich, langjährige Mitarbeiter warfen das Handtuch, Peinke selbst war für eigenmächtige Eskapaden über die Köpfe der Gesellschafter hinweg berühmt – trat Dittler eben ein schweres Erbe an. Sicher, der im traditionell nörgeligen Brandenburg angekommene gebürtige Österreicher, der vorher die Alte Feuerwache im süddeutschen Mannheim leitete, war nun dazu verdammt, die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

Waschhaus Potsdam als Fundgrube für aktuelle Musik

Geht ja gar nicht, rümpften die Potsdamer Kulturaffinen die Nase. Geht ja wohl, hielten Dittler und sein Team – Tobias Marten und Matthias Porep als musikalische Bluthunde sowie Dittlers Kompagnon Patrick Dengl, den er aus Süddeutschland importierte und für die Öffentlichkeitsarbeit gewann, entgegen: Denn das Waschhaus bewies sich als Fundgrube für aktuelle Musik, gerade was im deutschsprachigen Raum Rang und Namen hatte, fand sich auch irgendwann im dort zum Konzert ein – von Knorkator über Käptn Peng und Die Tentakel von Delphi bis zum grandiosen Doppelkonzert von AnnenMayKantereit, bei dem Herbert Grönemeyer, Altkanzler der deutschen Popmusik, in der Arena aufkreuzte.

Und jetzt auf einmal wollen die Leute nicht mehr ins Waschhaus gehen? Gut, das Rubys Festival, das dieses Jahr in die sechste Runde gehen sollte, ist abgesagt worden, mitten im der von Festivals übersättigten Republik. Aber das werden Festivals nun mal, wenn man verantwortungsvoll und wirtschaftlich denken muss. Das Greenville im brandenburgischen Paaren/Glien warf letztes Jahr kurz vor dem dritten Versuch das Handtuch, weil es sich mit der Resonanz verschätzt hatte. Lässt sich eben schwer hineingucken in die Köpfe der Festivalbesucher.

1000 Besucher hätten gereicht

Tatsächlich ist es aber oft eher so, dass es zur Festivalplanung zugeht wie am Pokertisch: Wer hat die besten Angebote, wer hat die Entdeckungen, und wer weiß im Jahr zuvor schon, welche Künstler zünden werden? Manche Festivals ziehen ihr Programm dann verbissen durch, um im Anschluss Insolvenz anzumelden.

Das kann auch keine Lösung sein. Aber was die letzten fünf Jahre im Waschhaus erfolgreich funktioniert hat, blieb nun eben aus: „Der Sprung setzt in der Regel vier Wochen vor Festivalbeginn ein“, sagt Patrick Dengl vom Waschhaus. Dann schnellen die Vorverkaufszahlen nach oben – nur eben dieses Jahr nicht. Rund 1000 Besucher hätten schon gereicht, um das Festival zu retten – so viele, wie zu einem gut besuchten Konzert in der Arena erscheinen. Man hätte zwar noch abwarten können, aber massive Verluste lassen sich eben nur schwer kompensieren. Deshalb zog man beim Waschhaus nun die Reißleine: kein Festival, dafür die Verlängerung des Kinosommers. „Wenn man es nicht mit Leidenschaft macht, warum sollte man es dann überhaupt machen?“, fragt Dengl. Immerhin habe das Waschhaus geschafft, was ihm vor dem Wechsel keiner zugetraut hätte: „Vor zwei Jahren haben wir nur Kompromisse gemacht, jetzt sagen wir: das ist geil, lass uns das machen.“

Wanda eigentlich als Headliner geplant

Vielleicht fehlt jetzt eben auch das Alleinstellungsmerkmal, irgendetwas, was das Festival im Waschhaus einzigartig macht. Da wird sich die Crew für die Zukunft etwas einfallen lassen müssen.Ein bisschen Pech ist aber wohl auch dabei: Eigentlich sollte die österreichische Band Wanda als Headliner für das Rubys Festival gebucht werden, geklappt hat das nicht. Stattdessen gibt die Band am 22. August ein Einzelkonzert in der Arena - das mit über 1000 Tickets im Vorverkauf bereits ausverkauft ist. Für das Festival hätte das allemal gereicht.

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Oliver Dietrich

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