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Kultur: Nicht kümmerlich karg

Cherubinis Requiem c-Moll in der Nikolaikirche

Stand:

Cherubinis Requiem c-Moll in der Nikolaikirche Rücksicht auf besondere Wünsche der Aufraggeber – also der Geldgeber – musste auch der französische Komponist Luigi Cherubini (1760-1842) nehmen. Seine Requiem-Vertonung in d-Moll, die er für Männerchor und Orchester schrieb, verdankt ihre Entstehung der erzbischöflichen Kritik am Einsatz von Frauenstimmen. Zwanzig Jahre zuvor war die Gedenkfeier für den 1793 enthaupteten König Ludwig XVI Anlass der Komposition des Requiem in c-Moll. Dieses Werk galt Hector Berlioz, als ein Meisterwerk. „Keine andere Komposition dieses großen Meisters ist dieser an Reichtum der Ideen, an Großartigkeit der Formen, an Erhabenheit des Stils ..., an durchgängiger Wahrheit des Ausdrucks zu vergleichen“. schrieb er. Nachdem Kantor Björn O. Wiede 2003 erstmals Cherubinis Requiem in c-Moll in Potsdam mit Erfolg vorstellte, erklang das Werk am Totensonntag wiederum in der Nikolaikirche. Der Kantor hat die Aufführung mit dem Nikolaichor und Mitgliedern der Philharmonie 2000 bestritten. Sicherlich, man kann sich die Interpretation dieses Requiems prachtvoller vorstellen, besonders in puncto Chor- und Orchesterbesetzung. Von den Bläsern blieben hier nur zwei Fagotte übrig. Die kleine Orgel von St. Nikolai musste so manche Stimme aus dem Bläsersatz (Andreas Zacher) übernehmen. Die Streicher beschränkte Wiede ebenfalls auf ein Minimum. Und dennoch entstand keine kümmerlich karge Aufführung. Man würde sich mit Sicherheit mit einer fast minimalistischen Aufführung schwer tun, wenn nicht Kantor Wiede Cherubinis Musik, die sich ganz und gar in klassischer Schlichtheit darbietet, das Ganze mit schwebender Transparenz und Leichtigkeit erstehen ließ, ohne dass der Ernst des Requiems verloren ging. Er tat nicht so, ihm stehe eine Riesenbesetzung zur Verfügung, denn nichts klang forciert oder dick aufgetragen. In zarten Pastelltönen wurde gemalt, die schlichte Würde des Requiems blieb gewahrt. Vor der ergreifenden Requiem-Aufführung wurde eine Komposition Wiedes aufgeführt, eine Psalm-Trias, die ebenfalls die „letzten Dinge“ des Lebens betrachten. Dieses a-cappella-Chorwerk entzündet sich am Wort und verdichtet es mit einer zeitgemäßen Musik, der jeder hörwillige Besucher gut und gern annehmen kann. Auch hierbei bot der Nikolaichor Beachtliches. Klaus Büstrin

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