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Kultur: Nichts ist neu, aber alles ist gut!

Die Punker von „ZSK“ im Waschhaus

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Sie sind Veganer, engagieren sich gegen Faschismus und haben immer ein paar Zitate vom Anarcho-Intellektuellen und Globalisierungsgegner Noam Chomsky griffbereit. Sogar ein Text von Kurt Tucholsky wurde schon in einem Song verwurstet. Dufte Jungs also, die Skatepunker von „ZSK“ und gern gesehene Gäste bei jeder Mai-Feier, Stoppt-Bush-Veranstaltung und Anti-Irgendwas-Demo. Regelmäßig im Zwei-Jahres-Takt stellen „ZSK“ dann auch eine CD in die Läden, weil so ein bisschen Kapitalismus der Bandkasse ja auch ganz gut tut. Die Geburt des neuen Silberlings „Discontent Hearts and Gasoline“ wird natürlich gefeiert und schließlich müssen die neuen Songs ihre Live-Feuertaufe bestehen.

Am Donnerstag riefen die Wahl-Berliner zum Tanz ins Waschhaus. Da im Tourbus noch Platz war, haben sie noch ihre israelischen Genre-Freunde „Man Alive“ und die ewig pubertären „Montreal“ aus Hamburg eingepackt. „Man Alive“ versuchen alles, um das Publikum in Stimmung zu bringen – und scheitern kläglich. Selbst der sonst so sichere 3-Stufen-Plan funktioniert nicht. Stufe 1: sich den Allerwertesten abrocken. Vor der Bühne bewegt sich nichts. Stufe 2: Provozieren („Seid ihr Hippies oder was?“). Ungerührt lässt das Publikum alles über sich ergehen. Stufe 3: Schleimen („Ihr seid großartig, es ist unglaublich hier zu spielen“). Auch diese Maßnahme entlockt dem Publikum nur einen höflichen Applaus. Immerhin hängen „Man Alive“ die Lärm-Latte schon mal bis kurz unters Waschhaus-Dach, was zu guter Letzt auch vier Körper zum Pogo-Tanz animiert.

„Montreal“ haben weniger Anlaufschwierigkeiten. Das Hamburger Trio spielt genauso ungezwungen, wie ihr Frontmann zwischen den Songs plappert. Dabei nehmen sie sich und ihre Punkattitüde selber auch nicht allzu ernst: „Hast du keinen Nietengürtel, bist du nichts in deinem Viertel“, stellen sie in „Solang die Fahne weht“ mit einem Augenzwinkern fest. Mit „Sonnenschein und Pool“ werfen sie, angeregt durch das schöne Wetter der letzten Tage, den ersten Vorschlag für einen Sommerhit in die Runde. Der eingewobene Beach Boys- Gesang lässt vermuten, dass Brian Wilson höchstpersönlich mit am Werk ist.

Dann dürfen endlich „ZSK“ ran. Der Moshpit vor der Bühne vergrößert sich schlagartig. Als müssten sie nach dem ewigen Herumgesitze im Studio jeden Muskel erst wieder austesten, wirbeln sie über die Bühne. Politische Meinungen hört man von der Bühne wenige. Sänger und Klampfer Joshi lässt lieber ein paar handliche Plattitüden aufs Publikum los: „Wir müssen uns den Rechten entgegenstellen, ihre Poster abreißen und ihre Infostände wegkloppen.“ Wie sangen ihre Kollegen von „Die Ärzte“ einmal so treffend: „Wenn das mal alles so einfach wär / dann gäb es keine Probleme mehr.“ So leicht ist dem braunen Mob halt nicht entgegenzuwirken. Das wissen auch Joshi und Co., aber an diesem Abend soll es bei ziemlich platten, politischen Statements bleiben. Ihre Musik macht dessen unbeeindruckt mächtig Laune. Für einen Mitsingpart mischt sich Joshi samt Mikrofonständer und Gitarre unters Publikum und hat alsbald einen hüpfenden Halbkreis um sich versammelt. Die Songs vom neuen Album metern die Vier herunter, ohne Rücksicht auf Tinnitus-Gefahr. Die musikalische Weiterentwicklung seit „From Protest to Resistance“ tendiert gegen Null. Getreu dem Motto „Never change a winning team“ bleibt alles beim Alten, alles beim Guten: der hausgekochte Pop-Punk schmeckt bei den Jungs immer noch am besten. Für 20-minütige Songexperimente bleibt ja noch die Spätphase. Als nach den Zugaben immer noch Rufe zu hören sind, gibt Joshi noch einen kleinen Solo-Auftritt. „Und genau da gehen unsere Wege auseinander“ vom Debüt „Riot Radio“ ist quasi der Rausschmeißer des Konzertes. Nicht ganz richtig, denn lange noch schreibt er anschließend am Merchandise-Stand Autogramme.

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