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Kultur: Noble Gelassenheit

Die „Mannheimer Schule“ im Palmensaal

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Nicht nur Friedrich der Große war ein Flöte spielender Monarch, obwohl man im Brandenburgischen bis heute gern geneigt ist, nur diesen König als schöngeistigen Monarchen im deutschem Sprachraum anzusehen. Aber beispielsweise auch der Pfälzer Kurfürst Karl Theodor (1743-1778) galt als begabter Flötist. Er besaß ein Orchester, in dem so manche bekannte Musiker wirkten, so Johann Stamitz, der „Vater“ der Mannheimer Schule. Er nahm Einfluss auf den Stilwandel von der strengen, polyphonen Musik des Spätbarock zur anmutigeren des Rokoko, die sich später zur Wiener Klassik entwickelte. Doch von ihm war während des Konzerts „Reiseziel: Mannheim“ im Palmensaal im Neuen Garten nichts zu vernehmen, sondern von Sohn Carl, nämlich das Flötenquartett D-Dur.

Es war überhaupt durchgängig ein Abend der Flötenquartette, das The New Dutch Academy Chamber Soloists bot. Das Ensemble ist in den Niederlanden beheimatet. Seine Mitglieder Georgia Browne, Traversflöte, Stephen Freeman, Violine, Simon Murphy, Viola, Marjon Minderhoud, Violoncello, und Haru Kitamika, Cembalo, sind hervorragende Musiker, die nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern auch die Werke, die sie zu Gehör brachten, künstlerisch verdichteten. Mit strömender Natürlichkeit wussten sie die Flötenquartette von Johann Baptist Wendeling, Joseph Toeschi oder Carl Friedrich Abel zu musizieren. Obwohl sie homophon und empfindsam komponiert wurden, spielte sie das niederländische Ensemble keinesfalls verweichlicht. Mit nobler Gelassenheit und Kunst ging es der warm getönten Musik nach.

Auch Mozart, der Mannheim im Winter 1778/78 kennen lernte, erhielt Anregungen von den Musikern der Hofkapelle. Er schrieb hier ein Werk, das die Querflöte ins Zentrum eines Quartetts nahm. Dies war eine Ausnahme, denn Mozart bediente in seinen Kompositionen nur selten die Flöte. Beim Quartett D-Dur KV 285 kam das Spiel der Flötistin Georgia Browne besonders schön zum Tragen, vor allem durch das beseelte Kommunizieren mit ihren nicht minder inspirierten Streicherkollegen.

Auch Komponisten, die im 18. Jahrhundert am Hof in Den Haag und Amsterdam angestellt waren, konnte man im Palmensaal hören, ganz im Stile der Mannheimer Schule. Klaus Büstrin

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