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Kultur: Noch führt Fluxus ein Nischendasein Das Privatmuseum kämpft um mehr Besucher

Die zwei Tische vor dem Museum Fluxus + sind an diesem Nachmittag das einzig Einladende auf dem gepflasterten Schirrhof. Ansonsten bestimmen Autos in fein säuberlich markierten Flächen das Areal.

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Die zwei Tische vor dem Museum Fluxus + sind an diesem Nachmittag das einzig Einladende auf dem gepflasterten Schirrhof. Ansonsten bestimmen Autos in fein säuberlich markierten Flächen das Areal. Doch Ende August, wenn das Parkhaus in der Schiffbauergasse fertig ist, soll es statt Autos Kunstaktionen inmitten des Kultur-Gevierts geben. „Die weißen Markierungen sind nicht von Dauer“, sagt Pia Nimpsch, Geschäftsführerin des Fluxus-Museums, die sich über jede Belebung des Standorts freut. Denn bislang ist die Resonanz auf ihr vor einem Viertel Jahr eröffneten Haus noch sehr bescheiden. „Wir hatten nicht bedacht, dass eine Baustelle so ein Hemmnis ist. Seit vor zwei Wochen der Bauzaun auf der Seeseite abgebaut wurde, finden deutlich mehr Leute den Weg zu uns.“ Am Wochenende seien es jetzt manchmal 120 Besucher. Im Durchschnitt kämen aber nur rund 30 Leute am Tag. Genaue Zahlen gab sie indes nicht preis. „Viele kehren auch nur zum Kaffeetrinken bei uns ein oder besuchen den Shop, ohne das Museum im ersten Stock mit den Arbeiten von Wolf Vostell und den anderen Künstlern zu besichtigen.“

Im Atrium ist derzeit eine Sonderausstellung der Stadt einquartiert: mit Wettbewerbsentwürfen zur Roten Villa in der Schiffbauergasse 3, dem zukünftigen Sitz der Bundesstiftung Baukultur. Die akkuraten Pläne haben indes wenig mit der flippigen, gegenläufigen, oft politisch untersetzten Fluxus-Kunst zu tun: Die wird erst wieder im Sonderausstellungsraum Einzug halten, wenn Ann Noel, Wolfgang Hainke, Ben Patterson und Eric Andersen ab 9. Oktober zu „Flux-Folk“ einladen. Zuvor gibt es ab 7. August „Nachrichten des Tages“. Die hat Gisela Schlicht in einer Collage zusammengetragen. Ihr aus Pressefotos entstandenes Kreuz ist eine Dokumentation von Barbarei am Ende des 20. Jahrhunderts. „Gisela Schlicht ist keine Fluxus-Künstlerin, sie gehört zu dem Plus hinter unserem Namen.“

Um das Privatmuseum mehr in die Köpfe der Leute zu bringen, will sich das Haus künftig werbemäßig besser aufstellen. „Wir haben Reiseveranstalter angeschrieben, Flyers in den Hotels verteilt und zur Taxi-Innung Kontakt aufgenommen, um unseren Ort auch bei Potsdamern ins Bewusstsein zu bringen.“ Am 31. Juli wird erstmals Livemusik geboten: Otto Hamborgs „Connexion“ spielt ab 17 Uhr zur „Fluxus+Teatime“ auf. Diskussionen und Lesungen mit Künstlern seien ebenfalls geplant und beim Theaterfestival Unidram des benachbarten T-Werks wird Fluxus einer der Spielorte sein. Im Gästebuch des Museums ist zu lesen: „Eine wirkliche Bereicherung für diese Stadt“ und „Eine deutliche Aufwertung des Kulturstandortes.“ Wenn man den Ort denn kennt. Heidi Jäger

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