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Kultur: Noch geheim

Uwe Eric Laufenberg zu Gast bei SPD-Genossen

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Das gut gehütete Geheimnis, mit welchen fünf Premieren das neue Haus eröffnet wird, behielt der leutselige Theatermann schweren Herzens auch Donnerstagabend für sich. Schließlich gibt es dazu Anfang April eine Extra-Pressekonferenz. Nur so viel ließ er bei seinem Gespräch mit den Genossen vom SPD-Ortsverein Potsdam Mitte/Nord durchblicken: Es wird eine Uraufführung zum Thema Katte, dem hingerichteten Jugendfreund Friedrich II., geben. Auch ein Klassiker ist dabei und das Stück eines russischen Autors. Drumherum ranken sich Gesprächsrunden und Liederabende. Die Aufführungen sollen auch für die Zuschauer, die keine Eintrittskarten ergattert haben, nach draußen übertragen werden. „Vielleicht gibt es eine Videoleinwand in der Rotunde. Jedenfalls sind alle Potsdamer eingeladen.“ Der ganze See soll zudem beleuchtet sein und ein Theaterfest den Premierenreigen abrunden.

Anfangs wurde der globetrotternde Intendant Uwe Eric Laufenberg bei der Gesprächsrunde auf dem Schiff „John Barnett“ geradezu als Lichtgestalt gefeiert. Der den Abend moderierende Günther Rüdiger ging noch einmal gedanklich zurück in die Vor-Laufenberg-Ära und sprach etwas undifferenziert von einer Erschlaffung des Theaters nach der Wende. Um das HOT wieder in die Mitte der kulturellen Entwicklung der Stadt zu stellen, habe man einen geeigneten Intendanten gebraucht: Und genau den habe sich die Stadt aus den 80 Kandidaten ausgewählt, so Rüdiger. Nach dem er dann alle „Blumen“ an Laufenberg für die zurückliegenden Premieren verteilt hatte, konnte auch der Intendant selbst Erfolge benennen – ohne zum Höhenflug anzusetzen. Er verwies auf einen Zuwachs von 1000 Abos und eine gestiegene Auslastung von 72 auf 88 Prozent. Sein „unterwegs“-Motto für die zwei Spielzeiten vor der Theatereröffnung sei aufgegangen, sagte er zu Recht. Mittlerweile sei er auch gelassener, wenn er daran denke, ab September fünf Mal die Woche 540 Plätze füllen zu müssen. In die „unterwegs“-Häuser passten meist nur 80 bis 100 Leute rein, und selbst die Blechbüchse fasste nur 300 Zuschauer. Zur Zeit erwirtschafte das HOT einen Eigenanteil von 11, 7 Prozent. „Bis 2009 wollen wir auf 16 bis 17 Prozent kommen, dann wären wir Deutschland-Meister“, blickt Laufenberg selbstbewusst in die Zukunft. Ein Städtisches Theater bleibe natürlich ein Zuschussgeschäft, da man nicht auf Musicals oder Boulevard setzen könne, sondern einen Bildungsauftrag habe.

Die meisten der jetzt laufenden Inszenierungen werden nach Hauseröffnung nicht weiter gespielt, außer Publikumsrenner „ Jenny Treibel“ im Palais Lichtenau. An seinem Konzept, Promis in seine „Theaterfamilie“ einzuladen, halte er fest. Und er kündigte auch an, dass Katharina Thalbach in Potsdam inszenieren wird. An oberster Stelle stehe für ihn Qualität, auch mit Blick auf das potenzielle hauptstädtische Publikum. Es sei geplant, das neue Haus zu vermieten, wenn das eigene Ensemble außerhalb gastiere. Zum Thema Theaterverbund mahnte Laufenberg indes erneut an, die jetzige Philosophie mit genauen Vorstellungsvorgaben zu überdenken. Zur Zusammenarbeit mit den anderen Kulturanbietern der Schiffbauergasse befragt, betonte er, das Miteinander zu suchen. „Man wird sehen, wie man sich befruchtet, aber auch unterscheidet.“ Insgesamt zur freien Szene sagte er: „Manche denken, sie können bei uns Geld ziehen, das ist von uns aber nicht leistbar.“

Auch die immer mal wieder ins Spiel gebrachte Freilichtbühne an der Pirschheide wurde von den SPD-Genossen nachgefragt. „Vor zwei Monaten wurde ich von dem Initiator erneut angesprochen. Aber so ein Vorhaben muss man genau überlegen. Dafür braucht man viel Geld und muss wenigstens 20 000 Leute im Sommer durchschleusen.“

Keine Angst um Besucher muss er sich hingegen bei den nächsten Premieren machen. Bei „Veronika beschließt zu sterben“ sind die ersten Vorstellungen bereits ausverkauft. Und da ist Rüdigers Hommage auf den Intendanten nicht übertrieben: Die Frage: „Kannst du Karten besorgen?“ ist wirklich neu.Heidi Jäger

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