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Kultur: Nur gemeinsam stark

Kongo Ba Teria aus Burkina Faso bei den Tanztagen

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Kongo Ba Teria aus Burkina Faso bei den Tanztagen Zwei Tänzer und ein Musiker, zwei von der Decke herabhängende Plastikbahnen und zwei Anzüge – das sind die sparsamen Mittel, die die Kompagnie „Kongo Ba Teria“ aus Burkina Faso in ihrem Stück „Hydu-Bie“ einsetzt. Und zwar, um eine Geschichte zu erzählen: Von Menschen, die darum kämpfen, ihre Individualität zu entfalten, von Menschen aber auch, die zunehmend eingezwängt werden von den Normen, die ihnen die Gesellschaft diktiert. Zeitgenössischer Tanz hat mit Demokratisierung zu tun, hieß es in einer Rede am Eröffnungsabend der 15. Potsdamer Tanztage – das mag wohl auch für die ehemalige französische Kolonie Burkina Faso zutreffen. Denn hier entwickelt sich, so heißt es, seit einigen Jahren eine sehr lebendige Tanzszene, die nicht mehr nur dem traditionellen afrikanischen Tanz verhaftet ist. Zunehmend wird Burkina Faso zu einem Zentrum des zeitgenössischen Tanzes in Afrika – engagierte Choreografen und Pädagogen machen die Kunstform selbst in kleinen Dörfern bekannt. Eine Gesellschaft im Umbruch zeichnen die Choreografen Souleymane Badolo und Lacine Coulibaly nun in ihrem Duo, das live auf der Djembé-Trommel bzw. dem Balafom, einem xylophon-ähnlichen Instrument begleitet wird. Da arbeitet sich einer der Tänzer, barfuß und nur mit einer Anzughose bekleidet, langsam zum Bühnenrand voran, die Arme schwingen, Wellenbewegungen ziehen sich durch den Oberkörper, die Beine zucken – ein Körper, der sich zu artikulieren versucht. Sein Alter Ego trägt Schuhe, doch ihm ergeht es nicht besser, immer wieder verkeilen sich Arme und Beine ineinander, lassen eine Fortbewegung unmöglich werden. Dynamisch und authentisch werden die Bewegungen beider erst, wenn die satten Trommelrhythmen einsetzen. Dann bewegen sich die Körper im Gleichklang, schleudern sich die Tänzer zu Boden – scheinen dort widerum in Slow-Motion-Sequenzen eine stille Zwiesprache zu halten. Dann jedoch ziehen sich beide hinter die blau angeleuchteten Plastikbahnen zurück, die eine Grenze markieren, die zunächst undurchdringlich scheint. Elemente aus dem afrikanischen und dem zeitgenössischen Tanz haben die beiden Choreografen miteinander verschmolzen zu einer durchaus authentisch wirkenden Bewegungsprache. Dass sie diese mit großer Intensität selbst präsentieren, hilft darüber hinweg, dass manche Übergänge ein wenig holprig wirken. Und darüber, dass einige Stilmittel in der Wiederholung ihren Reiz recht schnell verlieren. Dennoch, die Botschaft kommt an: Nur gemeinsam kann Stärke entwickelt werden, die Gesellschaft nur in der Solidarität überleben. Im Off verschwinden die Tänzer schließlich – mit ihren Rufen aus dem Dunkel endet der Abend. Sabine Loeprick Heute 18 Uhr, Livia Patrizi, Italien

Sabine Loeprick

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