Kultur: Nur wenige haben Erfolg
Fachtagung über Kulturwirtschaft zwischen fehlenden Definitionen und Zukunftsstrategien
Stand:
Reich werden mit der Kultur die wenigsten. Seit die öffentliche Förderung immer mehr zurückgeht, müssen Kulturbetriebe marktwirtschaftlicher denken. Trotzdem ist die Kulturwirtschaft eine Wachstumsbranche. Im Jahr 2005 arbeiteten in diesem Bereich im Land Brandenburg 16 700 „Erwerbstätige“. Diese erzielten einen Umsatz von 730 Millionen Euro, was zwar nur 2,2 Prozent der brandenburgischen Gesamtwirtschaft ausmachte, aber ein Wachstum von 37 Prozent seit 2000 bedeutete. Ermunternde Zahlen, die am Mittwoch bei der Fachtagung „Kultur- und Kreativwirtschaft in Brandenburg“ in der Schinkelhalle präsentiert wurden. Doch ein genaues Hinschauen lohnt.
Für die etwa 150 Tagungsteilnehmer auf dem Gelände der Schiffbauergasse übernahm das genaue Hinschauen Bernd Fesel vom Bonner Büro für Kulturpolitik und Kulturwirtschaft in seinem Eröffnungsvortrag „Kreativwirtschaft: Eine Branche wird entdeckt! Über Schwächen und Stärken“. Nur wenige haben in der Branche Erfolg, dann aber richtig, sagte Fesel. Der Rest bewege sich mit seinen Einnahmen oft auf „Hartz-IV-Niveau“. Die Zahlen für Brandenburg liefert dazu die erste, vorläufige Fassung eines Berichts über die Entwicklung der Kulturwirtschaft von 2000 bis 2005, in Auftrag gegeben vom Kultur- und Wissenschaftsministerium.
Knapp 4000 der 16 700 „Erwerbstätigen“ in Brandenburgs Kulturwirtschaft gelten als Selbstständige und Freiberufler, die in den seltensten Fällen ein gutes Einkommen haben, meist am Rande des Existenzminimums leben. Auch die übrigen Angestellten in Kleinstfirmen gehören nicht zu den Großverdienern. Doch der Bericht über Brandenburgs Kulturwirtschaft will keine Handlungsanweisungen geben, sondern nur einen Überblick über den Status Quo. Doch schon da wird es schwierig.
So ist noch längst nicht geklärt, was unter Kulturwirtschaft zu verstehen ist. Ob nur marktwirtschaftlich orientierte Unternehmen wie beispielsweise Designbüros oder die Filmwirtschaft dazu zu zählen sind oder auch Kulturbereiche wie Stadttheater, die durch öffentliche Gelder finanziert werden. Und auch sonst scheint ein klare Abgrenzung zu fehlen. So hat die Stadt Berlin erst kürzlich ihren Umsatz in der Kulturwirtschaft vorgelegt und mit der exorbitanten Summe von 464 Milliarden Euro glänzen können. Doch hat Berlin in die Liste seiner Kulturwirtschaft auch die Umsätze der Telekom, die bei elektronischen Bauteilen und Büromaschinen, mit aufgenommen. Michael Sondermann, einer der Autoren des brandenburgischen Kulturwirtschaftsberichtes, nannte dieses Vorgehen „abstrus und absurd“. Doch so lange keine klare Definition für die Kulturwirtschaft existiert, komme es zwangsläufig zu den „aufgeblähten“ Zahlen, wie Bernd Fesel es nannte.
Auf bundespolitischer Ebene beginne erst die Diskussion zu Handlungskonzepten für eine bessere Förderung . Doch Fesel ist sich sicher, dass es in diesem Jahr keine Ergebnisse geben wird. So wird die Kulturwirtschaft auch weiterhin vor allem durch Eigeninitiative bestehen müssen. Und in den meisten Fällen wohl auch weiterhin auf Hartz-IV-Niveau. D.B.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: