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Kultur: Oboentöne

Albrecht Mayer musizierte mit Kammerakademie

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Barockmusik verbreitet festliche Stimmung. In diesen weihnachtlichen Tagen hört man sie besonders gern. Und wenn es noch Pastoralen, also Hirtenmusiken sind, dann fühlt man sich an die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel erinnert, an die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem Der große Johann Sebastian Bach hat für sein Weihnachtsoratorium die wohl berühmteste Pastorale der Musikgeschichte komponiert. Doch diese so oft zu hörende Hirtenmusik erklang beim diesjährigen Weihnachtskonzert der Kammerakademie Potsdam nicht, sondern eine von dem Bach–Zeitgenossen Johann David Heinichen – eine Musik von dichter Atmosphäre, von Anmut und Grazie, bei der vor allem die Oboen dem Ganzen Glanz verleihen. Die Orchestersolisten Jan Böttcher und Birgit Zemlicka gaben gemeinsam mit der Kammerakademie echte weihnachtliche Stimmung im Nikolaisaal. Wenn solch eine Atmosphäre erzeugt wird, dann vermisst man den fehlenden festtäglichen Schmuck auf der Bühne des Konzerthauses nicht.

Die Oboe hatte insgesamt das Sagen. Die Kammerakademie, die unter der Leitung von Konzertmeister Bernhard Forck spielte, lud den Star-Oboer Albrecht Mayer ein. Technisch uneingeschränkt steht er über den Dingen, weiß aber auch einfühlsame Interpretationen abzuliefern. So musizierte er gemeinsam mit dem Orchester Antonio Lottis Konzert in A–Dur für Oboe d“amore, Streicher und Basso Continuo sowie seine eigene Bearbeitung für Oboe von Mozarts Violinkonzert in D-Dur. Der international gefragte Solist wusste mit wunderbaren Tongebungen, die sich aber besonders im Piano eindrucksvoll mitteilten, das Lotti-Konzert mit schwebender Leichtigkeit zu musizieren, das Mozart-Werk plastisch zu gestalten, bei der man vor allem die Virtuosität, mit der er das Instrument handhabte, bewunderte. Mayer konnte sich dabei auf Akademie-Rosen bestens betten, die sich mit dem ausgezeichneten Bernhard Forck an der Spitze mit der Aufführungspraxis von Alter Musik auseinandersetzte. Dazu gehörte die Orchestersuite Nr. 1 g-Moll von Johann Bernhard Bach, einem Cousin Johann Sebastians, und das Concerto grosso g-Moll von Georg Friedrich Händel. Kein kantiges Spiel, wie man es in der Alten-Musik-Szene oft erlebt, war zu hören, eher ein Musizieren von eindringlicher Klanglyrik, bei der natürlich auch energisch Hand angelegt wurde. Die großen Momente gab es in den Phasen des Innehaltens und der Introspektion, beim Orchester sowie beim Solisten. Großer Beifall für alle.Klaus Büstrin

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