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Kultur: Ohne beschauliche Klangwelten Schlosskonzert der Kammerakademie

Zu einer gemütlichen Bootsfahrt auf der Themse mit beschaulicher Begleitmusik war man nicht eingeladen. Georg Friedrich Händels Suite Nr.

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Zu einer gemütlichen Bootsfahrt auf der Themse mit beschaulicher Begleitmusik war man nicht eingeladen. Georg Friedrich Händels Suite Nr. 1 aus der „Wassermusik“ wurde eher zu einer veritablen Schlachtenmusik, ganz so, wie es der englische König George II. liebte. Genau so lieben es wohl der italienische Violinist Riccardo Minasi und die Kammerakademie Potsdam: den Furor eines Werkes erwecken, beschauliche Klangwelten aus den Angeln zu heben. Trotz der manchmal hastigen Bootspartie blieb das Klangbild stets tiefenscharf und differenziert

Das 3. Schlosskonzert der Kammerakademie am Sonntag, veranstaltet im Rokokotheater des Neuen Palais, hielt diesmal Suiten und Konzerte aus der Barockzeit parat. Die Musiker versuchten wieder mit historischen Instrumenten die Werke zu interpretieren. Mit Erfolg. Vor allem den Streichern tat die Zusammenarbeit mit dem Alte-Musik-Spezialisten Riccardo Minasi besonders gut. Mit großer instrumentaler Präsenz wussten sie die Musik souverän und ideenreich zu schönster Erlebnisdichte zu führen. Leider mussten die beiden Musikanten des Horns an diesem Konzertnachmittag mit den Tücken ihres Instrumentes kämpfen, zudem fiel die erste Oboe allzu oft durch einen spitzen und scharfen Ton unangenehm aus dem Gesamtklang heraus.

Nach der hitzigen Tour auf der Themse konnte man bei Henry Purcells Bühnenmusik zu „The Fairy Queen“ ein wenig Atem schöpfen, eine ruhigere Gangart wurde eingeschaltet. Und dennoch blieb man auch hierbei stets am Geschehen dran. Denn diese Musik, die sich als eine Annäherung an Shakespeares „Sommernachtstraum“ versteht, wurde ebenfalls in bester Hochstimmung von Minasi und den Instrumentalisten geboten.

Einen humorvollen Georg Philipp Telemann lernte man nach der Pause kennen. Seine Suite über die alten und modernen Nationen ist ein musikalischer Spaß par excellence. Die Charakterisierungskunst des Barockkomponisten ist voll köstlicher Einfälle. Und der Zugang der Kammerakademie sowie des italienischen Gastviolinisten, der auch das Konzert leitete, war frisch, leichtfüßig und unprätentiös. Das war musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau und ganz aus dem Geiste der Barockmusik entwickelt. Riccardo Minasi konnte seine besonderen geigerischen Qualitäten in Johann Sebastian Bachs Violinkonzert g-Moll (rekonstruiert nach dem Cembalokonzert BWV 1056) bestens ins Spiel bringen. Minasi kultiviert auch hierbei einen ausgesprochen schlanken Ton, der zweite Satz erhielt vielleicht etwas zu viel Süße, doch niemals ist ein Verlust an Intensität zu beobachten. Den Abschluss bildete das Konzert in F-Dur des Venezianers Antonio Vivaldi, den er für die Dresdner Hofkapelle schrieb, ein festliches und spielfreudiges Werk, das entsprechend von den Mitwirkenden des Konzerts musiziert wurde. Es gab viel Beifall. Klaus Büstrin

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