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FREITAGS: Ohne Königin

Klaus Büstrin erklärt, warum unsere Sprache käuflich ist

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Die Sprache begleitet den Menschen von seinem ersten Atemzug bis zum letzten. Sie gehört zum Beständigsten, das uns das Leben gibt. Und darum könnte man sie auch die Königin des Landes nennen. Doch Deutschland hat keine Königin mehr, unsere Muttersprache ist käuflich geworden. Sie glänzt vielmehr mit Anglizismen. Wir haben keine Kinder mehr, wir haben nur noch kids, wir haben auch keine Kraft, wir haben nur noch power, und wenn wir bei einer Geburtstagsfeier sind, singen wir „happy birthday to you“. Es ist meist schick, wenn man von Input, output, highlight, feeling, styling, feedback, out, meeting, chatten, outfit, news, timing, cool spricht. Man könnte diese Beispiele, die längst zu unserem Sprachgebrauch gehören, noch um ein Vielfaches erweitern. Die Mehrheit der Deutschen, so hat jetzt eine repräsentative Umfrage bei 1820 Personen ergeben, meint, dass die deutsche Sprache immer mehr verkommt. Dies liege daran, dass weniger gelesen und zu viel ferngesehen werde. Der Einfluss anderer Sprachen auf die deutsche nehme immer mehr zu. Nun, wer kennt noch Goethes Poesie, Hölderlins Elegien? Wir haben wohl vergessen, dass es die Sprache ist, in der Mensch sich als geistiges Wesen wiederfindet. Wir müssen aufpassen, dass unsere Muttersprache nicht an Substanz verliert. Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allenbach gibt ein wenig Hoffnung, dass viele Zeitgenossen die deutsche Sprache nicht verschlampen möchten.

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