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Kultur: Ohrenschmaus

Bachtage: Ensemble Baroque aus Polen

Stand:

Es ist lobenswert, dass die Bachtage Potsdam in diesem Jahr erstmals ein Gastland benannt haben. Die eingeladenen Sänger und Musiker aus unserem Nachbarland Polen sollen für Vielfalt und Wohlklang im siebten Festivaljahrgang mitsorgen. Bereits das „Ensemble Baroque“ mit Musikern aus Katowice, Poznan, Krakau sowie Prag verströmte viel barocken Ohrenschmaus. Zu fünft wurde in der gut besuchten Französischen Kirche auf Flöte, Oboe, Violine, Cello und Cembalo musiziert.

Den Anfang machte eine Triosonate für Oboe, Violine und Basso continuo von Georg Philipp Telemann. Wahrscheinlich handelt es sich um die Transkription einer Sonate für Blockflöte und Oboe. Sympathischerweise ging es also nicht um Spurensuche von musikalischen Originalen, sondern um „Barocke Kammermusikfreuden“. Nicht nur die Oboe trug mit ihrem warmen, vollen Klang zum Erfolg dieses Vorhabens bei. Marek Niewiedzial spielte sein barockes Instrument in alter Bauweise überaus geschmeidig und beweglich. Den empfindsamen und melancholischen Klängen der Sonate von Carl Philipp Emanuel Bach verlieh er mit der Oboe anrührenden Ausdruck.

Auch die Flöte von Jana Semeradova erfreute mit zierlichen, verspielten Tönen im galanten Stil des späten Barock. Sie hatte die Hauptrolle in Johann Sebastian Bachs Flötensonate aus dem Musikalischen Opfer übernommen. Das für Friedrich II. geschriebene Werk über ein königliches Thema „il sogetto reale“ kann fast schon als Erkennungsmelodie der Bachtage bezeichnet werden. Obwohl das Thema wenig melodisch klingt, gelang es dem Meister aus Leipzig daraus ein kontrapunktisches Kunststück in zehn Kanons, zwei Fugen und der besagten Triosonate zu machen. Der letzteren hauchte das Ensemble Baroque munter sprudelnde Klänge, anmutige Seufzermotive und kristallene Transparenz ein. Nach soviel musikalischer Anmut und Beweglichkeit wirkte das königliche Thema, das auf dem Cembalo auch in Kanon und als Fuge erklang, erst recht spröde und trocken. Daran konnte selbst die geläufige Beweglichkeit von Marcin Szelests Cembalospiel nichts ändern.

Zum Finale fanden sich alle Spieler zu einem Werk von Georg Philipp Telemann zusammen, das zwar als Sonate angekündigt war, aber wohl eher eines seiner Quartette mit Basso continuo war. Macht nichts, entscheidend war wiederum das harmonische Zusammenspiel aller, bei dem keiner in den Vordergrund drängte, sondern die intensive Gemeinschaftsarbeit im Zentrum stand. Zu Oboe und Flöte gesellten sich die edle Violine von Adam Pastuszka und das sonore Cello von Jakub Kosciukiewicz. Das ergab eine Fülle sprühender Klänge, eleganter Linien, sinnlicher Steigerungen und wohlverdienten Applaus zum Abschluss.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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