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Friedenskirchen-Kantor beschloss Orgelsommer: Orgel in Gänze ausgeleuchtet

Der Internationale Orgelsommer Potsdam ist ein hochqualitatives Musik- und Kulturereignis. Seit 26 Jahren.

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Der Internationale Orgelsommer Potsdam ist ein hochqualitatives Musik- und Kulturereignis. Seit 26 Jahren. Namhafte Organisten aus Europa und darüber hinaus versammeln sich drei Monate lang an den in ihrem Klangreichtum unterschiedlichen Instrumenten der Orgelfirmen Schuke und Woehl in der Erlöser- beziehungsweise Friedenskirche. Der Kirchenmusiker Tobias Scheetz hat die Orgelsommer-Saison 2016 kommissarisch konzipiert, organisiert und verantwortet. Im Zentrum stand das Werk Max Regers, dessen 100. Todestag die Musikwelt in diesem Jahr gedenkt. Die Zuhörer wurden mit dem weitgefächerten Kosmos Reger'scher Orgelmusik in 13 Konzerten in besonderer Weise vertraut gemacht.

Am Mittwoch gab es das abschließende 14. Konzert. Ohne Reger. Wie in den vergangenen zwei Jahren fand das Finale in der Französischen Kirche am Bassinplatz statt. An der einmanualigen Grüneberg-Orgel von 1782 saß Johannes Lang, der für den erkrankten Franz Raml einsprang. Der Raum war mit Besuchern dicht besetzt. Es hatte sich herumgesprochen, dass der designierte Kantor der Friedenskirche Sanssouci das Orgelkonzert gestalten wird. Schon während seines Probespiels im Frühjahr wurde schnell klar, dass der junge Kirchenmusiker, der zuletzt in Lörrach im Badischen tätig war, zu den großen Begabungen an der Orgel gehört.

Die Barockorgel des unter anderem in Brandenburg/Havel tätigen Orgelbaumeisters Wilhelm Grüneberg ist von bescheideneren Dimensionen als ihre Schwestern-Instrumente in der Erlöser- und Friedenskirche. Doch Johannes Lang wusste die Orgel in ihrer ganzen Klangherrlichkeit auszuleuchten. Er wählte ein reines Barock-Programm, das sich wie ein Orgel-Literatur-Kompendium des 17. und 18. Jahrhunderts auswies. Die Mischung zwischen intimeren, getragenen Stücken und virtuosen Präludien oder Toccaten überzeugte, ob mit zwei streng gesetzten Werken, einem Praeambulum und einer Fuge, von Matthias Weckmann, der in Hamburg als Kirchenmusiker agierte, ob die mit fantasievoller Figurationskunst durchzogene Choralpartita „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig“ des Lüneburger Kantors Georg Böhm, der Passacaglia in d sowie des Praeludium in g des Lübecker Organisten Dieterich Buxtehude. Doch dessen Werke würde man lieber von einer größeren Orgel in einem weiten Raum musiziert hören. In der Französischen Kirche wirkte der Klang etwas beengt.

Besonders abwechslungsreich die Toccata sexta aus der Apparatur musico-organisticus von Georg Muffat, gebürtig aus Savoyen, der in verschiedenen Musikzentren tätig war. Französische, italienische und süddeutsch-österreichische Stilelemente nahm er in seinen Werken gern auf. Diesen Stileinflüssen ist Lang nachgegangen. So klang seine Interpretation abwechslungsreich, nicht anders die hinreißende Wiedergabe der Canzon (II) und Toccata (VI) von Johann Jacob Froberger. Zum Schluss musizierte Lang Piéce d'Orgue BWV 572 von Johann Sebastian Bach, kraftvoll, klar und majestätisch.

Mit diesem Konzert machte der Organist deutlich, dass er in der Barockmusik gut zu Hause ist. Auch bei späteren Werken, da kann man sicher sein, wird Lang ein souveräner Interpret sein. Die Zuhörer spendeten dem Musiker lange Applaus und hießen ihn vor dem offiziellen Dienstbeginn am 15. Oktober in Potsdam herzlich willkommen. Klaus Büstrin

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