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Standbilder. Die Papier-Installation von Isabelle de Borchgrave symbolisiert das Lustspiel „Der Modeaffe“, das der junge König Friedrich II. im Jahr 1742 schrieb. Ein netter Kommentar zum höfischen Alltag.

© Andreas Klaer

Kultur: Papier ist alles

Bei „Friederisiko“ wird das Stück „Der Modeaffe“ von fantasievollen Papier-Figurinen „gespielt“

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Friedrich könnte feine Seide sein, auch Samt, Brokat oder edelste Spitze, so wie man die Kostüme von Gemälden aus der Zeit des Barock oder Rokoko her kennt. Aber alles ist aus Papier: die Perücken, die Knöpfe und Schnallen, die Schuhe, Täschchen, der Schmuck oder der Spiegel. Geschaffen hat sie die belgische Künstlerin Isabelle de Borchgrave. Mit diesem sensiblen Material versteht sie es, verblüffend echte Kleider herzustellen. Das Papier, das sie selbst produziert oder von der Stange kauft, wird verziert, bemalt und drapiert, wodurch es durchaus als Stoff genutzt werden kann. In ihrem Atelier in Brüssel arbeitet sie mit einem jungen Designerteam immer wieder an verschiedenen Projekten. So schuf sie szenische Bilder, in denen die Familie der Medici, die Königin Marie Antoinette oder das Ballet russet zum Leben erweckt wurden.

Zur großen Ausstellung „Friederisiko. Friedrich der Große“, die Ende April von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in über 70 Kabinetten und Sälen des Neuen Palais zu sehen ist, hätte man gern auch Textilien aus der Zeit Friedrichs präsentiert, wie Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am gestrigen Freitag während einer Pressebesichtigung mitteilte. Aber da die Sammlung nichts für die Schau aufweist, haben die Ausstellungsmacher „aus der Not eine Tugend gemacht“. Man zeigt nunmehr die fantasievolle Rokoko-Mode in faszinierend-kunstvollen Papier-Draht-Figurinen. Man versicherte sich der international bekannten Malerin und Papierkünstlerin Isabelle de Borchgrave.

Dieser Tage ist sie mit einem Mitarbeiterstab im Neuen Palais zu finden, um ihre Arbeiten an Ort und Stelle zu inszenieren. Der Besucher wird an einer stilisierten Theateraufführung teilnehmen können, bei der man im Bühnenbild der restaurierten Wohnung des Bruders Friedrichs, Prinz Heinrich, das 30-köpfige stumme, jedoch filigrane Ensemble der Isabelle de Borchgrave-Darsteller erleben kann. Nachgestellt wird in der Installation das Lustspiel „Der Modeaffe“.

Friedrich der Große, der nicht nur König und Staatsmann, sondern bekanntlich auch Philosoph und Musiker war, hat zeitlebends Gedichte und Essays verfasst, natürlich in französischer Sprache. Für das von ihm sehr geliebte Theater war er ebenfalls nicht untätig. In den Entstehungsprozess der aufzuführenden Stücke hat er gern eingegriffen: Er lieferte die Vorlage für die Graun-Oper „Montezuma“, komponierte selbst einzelne Arien und sinfonische Stücke oder unterbreitete Vorschläge wie man die Opera seria neu gestalten könne.

1742 legte der junge König den „Modeaffen“ vor. Den Schwank schrieb er anlässlich der Hochzeit von Dietrich Caesarion Freiherr von Keyserlingk mit Eleonore Luise Albertine Gräfin von Schlieben. Im Schloss Charlottenburg kam er zur Aufführung. Das heute vergessene Stück gilt als ein netter Kommentar zum höfischen Alltag und zu den Eitelkeiten der Gesellschaft. Ein Marquis will seinem Lebensstil immer der neusten Mode entsprechen, die jedoch viel Geld verschlingt. Der genervte Onkel will ihn von seiner Sucht heilen und mit einer sparsamen Frau verheiraten, was ihm gelingt. All die Themen, die Friedrich am Herzen lagen, fanden auch im Stück Eingang: Architektur, Malerei, Theater. Natürlich auch die Philosophie. Dabei hatte er den Theologen und Philosophen Jean Deschamps im Visier, dem er seine Gunst wegen einer Intrige entzog und ihn der Lächerlichkeit preisgab. Der König mischte sich gern in die Auswahl von Dekorationen und Garderoben ein. Vielleicht hätte er an der farbenfrohen und fantasievollen Inszenierung seine Freude gehabt, die im Neuen Palais noch im Entstehen ist und die nunmehr auf den Beifall der Ausstellungsbesucher wartet.

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