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Kultur: Passionszeit

Bischof Huber eröffnet Predigtreihe in St. Nikolai

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Das Stadtkirchenpfarramt beginnt morgen in der Nikolaikirche die Reihe der Potsdamer Passionspredigten „LebensWorte“, in der prominente Prediger der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sprechen. In der ersten Veranstaltung ist der EKD-Vorsitzende und Bischof der Landeskirche, Wolfgang Huber, zu Gast. Die PNN kamen mit ihm ins Gespräch.

Sieben Wochen Passionszeit, wofür soll das eigentlich gut sein? Auch die Fastenation „7-Wochen-ohne“ kann die Orientierung auf den Verzicht und die Erlösungswünsche des Wandels nicht leugnen. Damit könnte in absehbarer Zeit die Passionszeit insgesamt gar nicht mehr mit Karfreitag und Ostern, mit Jesus Leidensweg bis zum Tod am Kreuz verbunden werden, sondern mit Fastenkuren, Abstinenzlertum und Entschlackungsrezepten.

Passionszeit heißt ja gerade: Vorbereitung auf Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Dieser Vorbereitung dient auch das Fasten. Es hat im übrigen nach evangelischem Verständnis keine demonstrative Bedeutung; es geht nicht um einen neuen Fasten- und Entschlackungsmarkt. Im christlichen Verständnis ist Fasten kein Selbstzweck. Es ist auch mehr als eine gesundheitliche Übung. Es geht darum, sich auf das Wesentliche zu besinnen. In den sieben Wochen vor Ostern spüren Christen dem Leidensweg Jesu nach. Um dafür ein Zeichen zu setzen, verzichten viele bewusst auf etwas, was ihnen sonst wichtig ist. Das Motto von „7-Wochen-ohne“ lautet in diesem Jahr: „Sich entscheiden! – 7 Wochen ohne Zaudern“. Dabei geht es nicht darum, unüberlegt zu handeln, sondern sich auch den unangenehmen Fragen zu stellen. Von etwas als falsch Erkanntem Abschied zu nehmen, eröffnet neue Horizonte und lässt Vertrauen zu Gott gewinnen.

Die Passionszeit ist eine stille Zeit. Sie wird aber von vielen Zeitgenossen nicht wahrgenommen. Die Adventszeit- und Weihnachtszeit mit ihren volkstümlichen Bräuchen hat eine viel größere Popularität, doch auch die Passionsvertonungen Johann Sebastian Bachs ziehen immer wieder tausende Menschen in die Kirchen. Wird nicht manchmal die Kunst auch in der Passionszeit als eine Illustration betrachtet? Wie schön klingt der Tod Jesu in dieser oder jener Musik.

Sicher ist die Advents- und Weihnachtszeit äußerlich – bis hin zum Erscheinungsbild unserer Straßen und Plätze – stärker wahrzunehmen als die Passionszeit. Ohne Ostern gäbe es jedoch die Christenheit nicht. Ohne Auferstehung spräche kein Mensch mehr von Jesus. Deshalb ist das Christentum eine Religion der Hoffnung. Kunst und Passionszeit sehe ich nicht im Widerspruch. Die großen Kreuzigungsdarstellungen – denken Sie an Grünewalds Isenheimer Altar – und die großen Passionen – denken Sie an Johann Sebastian Bach – belegen das. Die Kunst vermag gerade in dieser Zeit den Zugang zu wichtigen Inhalten des christlichen Glaubens zu erschließen – auch für diejenigen, denen dieser Glaube fremd ist.

Wird in unseren Kirchen nicht allzu sehr das Leiden gepredigt und nicht das Leben, das ja der Weg zum Leben ist?

Leid und Tod behalten nicht das letzte Wort. Ostern ist das Fest der Hoffnung; diese Hoffnung hilft dazu, den Alltag zu bestehen. Um dieser Hoffnung willen räumen wir persönlichen Zukunftsängsten, wirtschaftlichen Sorgen oder der Angst vor Terror und Krieg nicht die Herrschaft über unsere Gedanken ein. Wer Gott vertraut, der neues Leben schafft, kann auch sich selbst etwas zutrauen.

Das Gespräch führte Klaus Büstrin

1. Potsdamer Passionspredigt in der St. Nikolaikirche morgen um 18 Uhr mit Bischof Wolfgang Huber. Liturgie und Lesung: Pfarrer Markus Schütte. Musikalische Gestaltung: Björn O. Wiede.

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