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In den Weiten des Weltalls. Der Dirigent Jörg Iwer.

© promo

Von Babette Kaiserkern: Perfekte Einstiegsdroge

Symphonische Filmmusik zu Klassikern des Science-Fiction-Films am Sonntag im Nikolaisaal

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„Der Filmkomponist hat heutzutage eine ähnlich Aufgabe wie Mozart, Haydn und Bach, die wöchentlich den Aufträgen der Kirche oder ihrer Herrschaften nachkamen“, sagte Jerry Goldsmith in einem Interview mit Tony Thomas. Der kalifornische Komponist hat zu über 200 Filmen den Soundtrack geschrieben und gilt als einer der ganz Großen in der Branche. Der Vergleich seines Berufsstands mit barocken und frühklassischen Musikern scheint nicht unzutreffend zu sein. Ähnlich wie diese komponiert auch der Filmkomponist zu den unterschiedlichsten Anlässen, nur dass es sich in seinem Fall um verschiedene Filmgenres handelt. Von Komödien über Krimis bis zur Dramen wird jede Vorgabe bedient, natürlich gehört auch Science Fiction dazu. Als Komponist steht Jerry Goldsmith noch ganz in der symphonischen Orchestertradition, wie auch in seiner Musik zu zwei Star Trek-Filmen und zu dem Zukunftsschocker Alien erkennbar wird.

Diese und andere Musik aus berühmten Science Fiction-Filmen bringt das Deutsche Filmorchester Babelsberg am Sonntag im Nikolaisaal im Rahmen der feierlichen Saisoneröffnung zum Klingen. Unter der Leitung von Jörg Iwer werden Klassiker aus 40 Jahren Weltraum-Kino und -TV gespielt. Dabei zeigt sich, dass in diesem beliebten Genre große inhaltliche und musikalische Unterschiede existieren. Vom Doku-Drama über die Beinahe-Katastrophe von „Apollo 13“ mit der Musik von James Horner – der den Soundtrack für „Titanic“ schrieb – bis zum utopischen Weltraummärchen „E.T.“ reichen die Facetten.

Danny Elfmans Musik zur Sci-Fi-Komödie „Men in Black“ schlägt wieder andere, rockigere Seiten an. Aus dem unendlichen Kosmos in die ziemlich seichten Gewässer der Komik geht es auch in Bully Herbigs Sci-Fi-Parodie „(T)Raumschiff Surprise“, zu der Stefan Raab und Ralf Wengenmayr die Musik komponierten. Riesige zeitliche und räumliche Dimensionen umreißt Stanley Kubricks psychedelische Science Fiction-Fantasie „2001: Odyssee im Weltraum“. Ein Ausnahmewerk in jeder Hinsicht, auch weil Kubrick auf den von Alex North komponierten Soundtrack verzichtete zu Gunsten vorhandener Werke aus Spätromantik und Avantgarde. Wie sich zu den Klängen des Donauwalzers von Johann Strauß ein in die Luft geworfener Knochen in die Jupiter-Weltraumsphäre verwandelt, zählt heute zu den berühmtesten Filmmontagen überhaupt. Dass die Musik der deutschen Kult-Fernsehserie „Raumschiff Orion“ gespielt wird, freut den Dirigenten Jörg Iwer ganz besonders.

„Heute wird ja die Großteil der Fernsehmusik elektronisch produziert, aber damals wurde alles noch mit viel Klangsinn und Liebe zum Detail eingespielt“, sagt Iwer und erinnert an die 50er-Jahre-Orgel beim Start des Raumschiffes. Wie die Musik wurde in den 60er Jahren auch jedes futuristische Detail trickreich analog produziert – etwa wenn das Raumschiff Orion brausend vom Meeresboden abhebt, doch in Wirklichkeit ist es ein Aquarium mit sprudelnden Kukidenttabletten, erzählt Jörg Iwer.

Der Dirigent und Komponist, dessen Repertoire eine Vielzahl von Opern und symphonischen Werken aller Epochen umfasst, betrachtet Filmmusik als „gute Einstiegsdroge zur symphonischen Musik“. Sie bildet eine der wenigen Gelegenheiten, wo ein Massenpublikum noch von klassischer Orchestermusik angesprochen wird. „Bezweckt war einfach, einen herrlichen Symphonieton zu erreichen“, sagte John Williams über seine Musik zu dem Film Star Wars von George Lucas. Gerade Filmkomponisten wie John Williams, der auch den Soundtrack zum Schmusemonsterfilm E. T. schrieb, halten die Traditionen am Leben. Vielleicht gehören sie selber eines Tages zu den Klassikern der symphonischen Musik.

Die große Science-Fiction-Gala beginnt am Sonntag, 20 Uhr, mit dem Konzert des Deutschen Filmorchesters Babelsberg unter der Leitung von Jörg Iwer. Karten kosten zwischen 8 und 22 Euro

Babette Kaiserkern

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