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Kultur: Pinocchio oder Pizzicato?

Gelungenes Kinderkonzert der Kammerakademie Potsdam

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Gelungenes Kinderkonzert der Kammerakademie Potsdam Höchst erfolgreich startete die Kammerakademie Potsdam ihr neues Kinder-Programm. Konzertsaal, Musikstunde, Gesangsunterricht, Museum, Instrumenten-Werkstatt – ein bisschen von allem findet sich an diesem Sonntagnachmittag im ausverkauften Foyer des Nikolaisaals Die bunte Mischung unter dem kuriosen Titel „Das Pferd auf der Geige“ wurde überaus sinnlich, kreativ und kindgemäß umgesetzt. Für ihr lobenswertes pädagogisches Experiment scheuten die Musiker weder Aufwand noch Mühe. Dem Erzähler, Musiker und spiritus rector, Peter Rainer, gelingt es von Anfang an, die vor ihm sitzenden Kinder für seine musikalischen Aufklärungen zu interessieren. Von der Klangerzeugung geht es über die Vielfalt der Musikinstrumente samt ihrer Herstellung. Aber auch das eigentliche Anliegen, die Musik, kommt nicht zu kurz: Kleinere Werke von Giovanni Gabrieli bis zu Nikolai Rimski-Korsakov regen die Fantasie an und zeigen die Vielfalt der musikalischen Ausdruckswelt. Mit Rätseln, Räuberpistole („Das Cello ist weg !“) und Rundlauf wird die Aufmerksamkeit der Kinder geweckt und gehalten. Die kleinen Kinder dürfen mal an Peter Rainers Violine zupfen, im Schnelldurchgang wird ein Saiteninstrument aus einem Stück Holz, einer Saite und einem Steg gebaut. Lustige Fragen wie: „Wie heißt es, wenn die Streicher zupfen? Pinocchio, Pizza mare, Picasso oder Pizzicato?“, erzeugen Heiterkeit. Ob die richtige Antwort „Picasso“ oder „Pizzicato“ und das Harz für die Saiten „Kolophonium“ oder „Xylophon“ heißt, war gar nicht sicher, aber Peter Rainer wusste es natürlich ganz genau. Die „Pizzicato-Polka“ von Johann Strauss passt da gerade gut hinein. Als das Cello wieder da ist, kann endlich die Fülle des gestrichenen Klangs auskostet werden. Der „Schwan“ aus Camille Saint-Saens „Karneval der Tiere“ wird von Jan-Peter Kuschel hingebungsvoll intoniert. Auch die Blas- oder Windinstrumente kommen dran, bis zum Gartenschlauch mit Plastiktrichter, an dem die Tonerzeugung des Horns demonstriert wird. Nach dem „Hummelflug“ von Rimski-Korsakow in einer pfiffigen Bläser-Version geht es zu einem Rundgang ins obere Foyer, wo die Musiker allerlei Interessantes aus ihrer Welt präsentieren. Ein riesiges Alphorn verlockt zum Blasen und übertönt bald die bewegte Versammlung. Flötistin Bettina Lange zeigt ihre Flötensammlung aus aller Welt den staunenden Kindern. Ein Geigenbaumeister (Steffen Werth aus Berlin, bei den Folgekonzerten Bernhard Woelz aus Potsdam) hat eine kleine Werkstatt aufgebaut. Die Rohrblatt-Bläser präsentieren ihre Utensilien für Klarinette, Oboe, Fagott und am „Elefant der Streicher“, dem Kontrabass von Anne Hofmann, darf jeder, der sich traut, mal zupfen oder mit dem Bogen streichen. Viele trauen sich, nicht nur Kinder, sondern auch die Eltern folgen den Anregungen mit Interesse. An den Folgekonzerten, wenn die Schulklassen kommen, geht es disziplinierter zu, erzählt Peter Rainer der Berichterstatterin. Der junge Konzertmeister der Kammerakademie Potsdam hat schon einige Erfahrungen mit Kinderkonzerten, aber dies ist auch für ihn eine Premiere. Sie ist rundherum gelungen: grundsolide und didaktisch gut aufgebaut, unterhaltsam und lehrreich zugleich, eine großartige Einführung in die weite Welt der Musik für kleine und große Leute. Das Finale gebührt Wolfgang Amadeus Mozart: Aus der Serenade c-moll bringen alle Musiker ein bewegtes Ständchen dar. Doch wie bedankt sich der Musiker für den warmen Applaus des Publikums ( der auch geübt sein will, wie sich zeigte) – natürlich mit einer Zugabe: Der drollige Trolltanz aus Peer Gynt von Edvard Grieg begeisterte die Zuhörer zum Abschied.Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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