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Kultur: Pippi feiert Geburtstag

Ab 11. Juli lässt das Poetenpack die Fete steigen

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Die Idee, Pippi auf die Bühne zu bringen, kam vom Briefträger. Als er wieder einmal mit seinem Rad den Q-Hof ansteuerte und freudig durch Nuris Wiehern begrüßte wurde, sagte er laut vor sich hin: „Das ist ja hier wie bei Pippi.“ Die Anwohner saßen gerade in der Küche und hörten seine Worte. Und was lag näher, als sie aufzugreifen – wenn man schon des Theaterspiels mächtig ist.

Nun also verwandelt das Poetenpack seinen lauschigen Q-Hof in die Villa Kunterbunt: Nuri, das hauseigene Pferd, wird zum Kleinen Onkel und die sechs Darsteller lassen unter dem herrlichen Limonadenbaum, von dem bei der gestrigen Pressevorführung Nuri völlig unbeeindruckt Blätter kaute, eine riesige Geburtstagsfete steigen. Auch Pippis „Mutter“, Astrid Lindgren, klinkt sich ein: Schließlich wurde sie in diesem Jahr 100. Die beliebte Autorin gehört indes nicht in die Fassung des 2002 von Otto Senn verfassten Pippi-Stücks mit viel Musik, das nun in Potsdam zur Uraufführung gelangt. Aber Janet Kirsten, die Nuri seit vielen Jahren reitet, möchte in der Nähe ihres Araberhengstes sein: falls er mal scheut. Da bietet sich ein eigene Rolle bestens an.

„Zu sehen ist ab 11. Juli ein Spiel im Spiel“, erzählt Regisseur Dietmar Voigt über seine nunmehr 40. Inszenierung, die vorerst zehn Mal zu sehen sein wird. Voigt hat sich vor allem im Kinder- und Jugendtheater THETRrium in Leipzig einen Namen gemacht. Nunmehr freiberuflich treibt es ihn landauf, landab. Beim Poetenpack gastierte er bereits im Shakespeare-Sommertheater, dort allerdings als Schauspieler.

„Pippi feiert Geburtstag“ verdichtet die allseits bekannten Geschichten um das chaotisch-liebenswerte Mädchen. Thomas und Annika sind inzwischen junge Erwachsene und natürlich zu Gast bei ihrerfeiernden, aber nie älter werdende Freundin. Gemeinsam erinnern sie sich rund um die Geburtstagstorte an all“ die Streiche und brenzligen Situationen. Dazu steigen die Geschwister in die Rollen von Polizist Klang, Donner-Karlsson oder Blom und lassen ihre Kindheit wieder aufleben. „Es ist durchaus beabsichtigt, dass die Zuschauer erkennen, dass es immer nur Annika und Thomas in anderen Kostümen sind. Das kennen sie schließlich bestens vom eigenen Verkleiden an Mutters Kleiderschrank“, so Janet Kirsten, die auch für die Ausstattung zuständig ist. Dafür schuf sie zwei große Aufsteller, an denen man wie in einem riesigen Buch verschiedene Bilder aufblättern kann: Mühelos reist man so optisch von der Villa Kunterbunt ins Takatukaland.

Pippi hüpfte gestern schon mal probehalber mit ihren Ringelsöckchen munter über den Hof, und ließ sich natürlich keineswegs von der nervigen Prysseliese einschüchtern. „In Marja Hofmann haben wir das richtige Energiebündel gefunden“, freut sich der Regisseur. Obwohl sie sich noch einmal in Bücher und Filme hinein gekniet hat, möchte sie natürlich auch viel Eigenes in diese Rolle packen, so die Schauspielerin, die auch im „Zerbrochenen Krug“ - der zweiten Q-Hof-Inszenierung vom Poetenpack – als Eve mitwirkt. Nicht nur für sie heißt es, dass an einigen Tagen Doppelschichten gefahren werden: Nachmittags die Pippi und abends Kleist oder Hamlet, der im August auf dem Klausberg Premiere hat.

„Adam, Pippi und Hamlet, alles Helden, die mit Lüge und Wahrheit ziemlich jonglieren“, schlägt Andreas Hueck den inhaltlichen Spielzeitbogen. Er hat mit seinem Poetenpack noch viel vor auf dem alten Bauernhof: Zu einer „Mutter Fourage“ in Potsdam-West soll der Q-Hof werden. Heidi Jäger

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