Kultur: Pius XII. unterzeichnete Urkunde
Vor 75 Jahren wurde das Bistum Berlin gegründet / Jahrbuch erschienen
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Vor 75 Jahren wurde das Bistum Berlin gegründet / Jahrbuch erschienen Im Jahre 1930 unterzeichnete Papst Pius XII. die Gründungsurkunde für das katholische Bistum Berlin. Bereits seit 1927 gibt es, unter wechselndem Namen, ein Jahrbuch für den Bereich des späteren Bistums, das nun zum fünften Mal von Johanna Wördemann, Lektorin im Morus-Verlag, zusammengestellt wurde. Anlässlich des 75jährigen Jubiläums widmet sich der neue Jahrgang stärker als frühere der Bistumsgeschichte. Wolfgang Knauft, der wohl beste Kenner der Materie, gibt eine gedrängte, dabei aber detailreiche Übersicht über dieses Dreivierteljahrhundert. Ergänzt wird seine Darstellung der Bistumsgeschichte durch Beiträge über den Beginn katholischen Lebens nach der Reformation in Berlin-Brandenburg, über Orden im Bistum sowie über die katholische Presse und die katholische Theresienschule. Sie hat die ganze DDR-Zeit über bestanden und war neben Pannonhalma in Ungarn die einzige christliche Oberschule im ganzen Ostblock. Nachdem 1571 der letzte Franziskanermönch der Berliner Klosterkirche gestorben war, gab es für lange Zeit kein öffentliches katholisches Leben mehr in Berlin. Lediglich an den Gesandtschaften durften katholische Gottesdienste gefeiert werden. Die Vergrößerung des Heeres, vor allem unter König Friedrich Wilhelm I., machte es aber nötig, dass für die katholischen Soldaten Seelsorger bestellt wurden. Zu diesem Zweck kamen 1722 Dominikaner nach Preußen. Die Weihe der Pfarrkirche St. Hedwig 1773, der jetzigen Kathedrale im Zentrum Berlins, war eine wichtiger Schritt auf dem Wege zur rechtlichen Gleichstellung der Katholiken mit den Protestanten. Im Jahre 1846 kamen wieder Ordensschwestern in die Stadt, Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Jesuiten. Bereits 1845 erschien das erste Berliner katholische Kirchenblatt, die Monatszeitschrift "Petrus". Im Herbst 1924 übernahm Carl Sonnenschein das Blatt und steigerte die Auflage in dieser wirtschaftlich schweren Zeit auf über 60 000. Die höchste Auflage mit 100 000 Exemplaren erlebte die Kirchenzeitung im Juli 1934 mit der Gedenknummer für den von den Nazis ermordeten Vorsitzenden der Katholischen Aktion Berlin, Dr. Erich Klausener. Zu den herausragenden Bischöfen gehörte Konrad von Preysing, der das Amt von 1935 bis 1950 innehatte. Von Anfang an hatte er den totalitären Charakter des Faschismus erkannt. Die Teilung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und die Unterdrückung des Christentums in der DDR stellten eine erneute Belastung für das Bistum dar. Alle Berliner katholischen Bischöfe haben an der Einheit des Bistums festgehalten und sich darin nicht durch Angebote oder Drohungen der DDR-Behörden verunsichern lassen. Das neue Jahrbuch ist jedem zu empfehlen, der sich für die Kirchen- und Kulturgeschichte Berlin-Brandenburgs interessiert. Es gibt wenig andere Gelegenheiten, sich so anregend und vorurteilsfrei darüber zu informieren. Jürgen Israel Jahrbuch für das Erzbistum Berlin 2005. Morus Verlag, Berlin. 6,50 Euro
Jürgen Israel
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