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Kultur: Platzeck plädiert für Garnisonkirche

Ministerpräsident sieht keinen Widerspruch zwischen Militärkirche und Versöhnungszentrum

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Ministerpräsident sieht keinen Widerspruch zwischen Militärkirche und Versöhnungszentrum Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck hat sich für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam als „offene Stadtkirche, Symbolkirche und Versöhnungszentrum“ ausgesprochen. „Die Garnisonkirche war eines der schönsten Bauwerke des preußischen Barock und städtebauliches Herzstück“, sagte Platzeck dem Magazin „Die Zeit Geschichte“, das am Mittwoch erschien. Platzeck räumte ein, dass die Kirche von den Nationalsozialisten missbraucht wurde. „Am 21. März 1933 war sie schändlicherweise Ort für eine Inszenierung, die Gegner zu Befürwortern machen sollte.“ An diesem Tag, dem „Tag von Potsdam“, hielt Adolf Hitler in der Kirche eine Rede zur Konstituierung des Reichstags. Auch die dunkle Etappe der Geschichte werde nicht klein geredet, der Bau erinnere vielmehr an die „Zeit der Barbarei“, sagte Platzeck. Er betonte, dass die Garnisonkirche auch ein „Symbol für den Widerstand“ war. „Viele Männer des 20. Juli 1944, darunter Graf von Moltke und Henning von Treskow, waren Gemeindemitglieder der Garnisonkirche.“ Bei dem geplanten Nachbau gehe es daher nicht um die Errichtung einer bloßen Kopie: „Kein Ort spiegelt den Streit der Erinnerungen klarer als die Garnisonkirche.“ Platzeck sieht daher keinen Widerspruch darin, dass in der ehemaligen Militärkirche ein internationales Versöhnungszentrum eingerichtet werden soll. Im April dieses Jahres war der Grundstein für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Ruine gelegt worden. Das rund 65 Millionen Euro teure Projekt soll komplett aus Spenden finanziert werden und bis 2017 abgeschlossen sein. Die Kirche wurde von 1731 bis 1735 von Baumeister Philipp Gerlach auf Befehl des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. errichtet und gilt als ein Hauptwerk des preußischen Barock. Beim alliierten Luftangriff auf die Stadt am 14. April 1945 blieb das Bauwerk zwar von direkten Treffern verschont, brannte aber aus. 1968 wurde die Ruine als Symbol des preußischen Militarismus auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Um das Nutzungskonzept der Kirche war lange gestritten worden. Nun soll es ein internationales Versöhnungszentrum werden. Andere wollten einen originalgetreuen Aufbau ohne Versöhnungszentrum. Kritiker befürchten, dass der Bau Neonazis anziehen wird. dpa

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