Kultur: Politiker reden
Peter Zudeick liest im Waschhaus
Stand:
Es mag nach Resignation klingen, aber immer öfter hilft nur noch Humor. Bitterster Humor. Es geht, wie die meisten schon ahnen werden, um unsere Politiker. Ob nun auf kleiner, also lokaler, oder auf der großen, also der bundesdeutschen Bühne, was wir da tagein und tagaus an Auftritten erleben, nun ja, das ist schon, um es diplomatisch auszudrücken, etwas ganz Besonderes.
Peter Zudeick, promovierter Philosoph und Journalist, hat sich diesem Phänomen in der deutschen Politikkultur angenommen. „Ich bejahe diese Frage mit Ja. Die famosen Leistungen unserer Damen und Herren Politiker“ ist der Titel seines Buches, in dem Zudeick Auftrittsperlen und verbale Weisheiten aus der bundesdeutschen Politikgeschichte zusammengetragen hat. Am heutigen Donnerstag stellt er seine „Satiren aus dreißig Jahren Klein- und Großdeutschland“ im Waschhaus vor.
„Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder.“ Mit diesem markanten Satz von Franz Josef Strauß hat es bei Zudeick mit der Faszination am Politikersprech angefangen. Dann kam Björn Engholm mit: „Ich habe meine Schädeldecke in den Ring gelegt.“ Und als Helmut Kohl dann sprach: „Ich bejahe diese Frage mit Ja“, war es um Zudeick geschehen, war aus seiner anfänglichen Faszination eine Leidenschaft geworden.
In „Ich bejahe diese Frage mit Ja. Die famosen Leistungen unserer Damen und Herren Politiker“ hat Zudeick einiges zusammengetragen, was für herrliche Weisheiten aus den Mündern der Politiker in der Ära Kohl, der Ära Schröder und der Ära Merkel den Weg in unsere Ohren fanden. Von „Metaphernunfällen“ und „Halbfetten Hennen“, von „Parlamentsschimpfe“ und hingerichteten Blumen ist da die Rede. Und wenn Angela Merkel sagt: „Der Staat muss Gärtner sein und darf nicht Zaun sein“, erstarrt man fast schon vor Ehrfurcht. Von Politikverdrossenheit kann da doch nicht mehr die Rede sein. Dirk Becker
Heute, 20 Uhr, im Waschhaus in der Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 9 Euro
Dirk Becker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: