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Kultur: Porträts

Filmisches Beiwerk zu Filmen im Filmmuseum

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Filmisches Beiwerk zu Filmen im Filmmuseum Neue Medien - neue Formen.Der Förderkreis Film Brandenburg präsentierte gemeinsam mit dem Fernsehzentrum Babelsberg im Alten Marstall gleichsam die Filme zum Film. Mit der Not, bereits betagte DEFA- und auch sowjetische Streifen ins DVD-Format zu bringen, entstand für „Icestorm Entertainment Berlin“ auch der Wunsch, eine jede Scheibe mit filmischem Beiwerk zu appendizieren. Mit der Produktion solchen „Bonusmaterials“ wurde Uwe Fleischer („Studio 5") beauftragt, der seinerseits mehrere Teams von Azubis anbot, sich mit ausgewählten Produktionen der ihnen vorangehenden Filmer-Generationen auseinanderzusetzen. Er führte auch selbst durch das 100-minütige Vorführprogramm. Über Sinn oder Nichtsinn solcher Zugaben muss man nicht streiten, sind diese Dinger erst mal gebrannt, schaut man schon hin, was z. B. Paul Schröter und Matthias Kohl zu dem 1957/58 entstandenen Schwarzweiß-Film „Sonnensucher“ zu sagen haben. Ihr Beitrag „Wismut heute" führt den Zuschauer noch einmal fast 60 Jahre zurück, als die einzige Urangrube Deutschlands noch eingezäunt und von russischen Soldaten mit MPi''s bewacht worden war. Man bekommt aus fachkundigem Mund den Abbau der Pechblende erklärt, und wie die 1990 ausgeerzten Stollen heute mit Wasser und Beton versiegelt werden. Diese künftigen Mediengestalter für Bild und Ton haben auch „Brummkreisel-Achim auf Märchentour“ geschickt, darin Joachim Kaps auf einem DDR-Klapprad zum DEFA-Fundus radelt, um nach dem Prinzenkostüm des Märchenfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zu suchen. Wer die gerade ausgelieferte DVD (mit einer Spur für Hörgeschädigte) seinen Kindern kauft, erhält nicht nur Einblicke in Europas größten Kostüm- und Requisitenfundus, Ausschnitte aus weiteren DEFA-Märchen machen auch gewaltigen Appetit auf „Froschkönig“ und den „Kleinen Muck“. Wie nun die Vergrößerung des Holländer-Michels im „Kalten Herzen“ oder die Tricks im Hauptfilm „Der Bärenhäuter“ technisch funktionieren, schildern Lars Mikolei und Christian Rhinow in einem etwas gleichförmigen Filmporträt über den heute 80-jährigen Trick-Kameramann Erich Günther. Natürlich braucht man dazu Begriffe wie „Matritzenkamera“ und „Schwarzes Kabinett“, fraglich allerdings, ob märchenbegierige Kinder das alles schon verstehen. Auch bei „Ein ganz normaler Defa-Film?“ behält Lars Mikolei seinem Stil die Treue. Vor der Realkulisse öder Plattenbauten läßt er Regisseur Peter Kahane über Entstehung und die ausgebliebene Wirkungsgeschichte seines Filmes „Die Architekten“ (1990) erzählen. Gute Zusatzinformationen zum Angebot der DVD zwar, aber für sich nun wirklich kaum aufregend. Dann ging es in die Ferne: Nicht als Bonus – sondern als „Ergänzungsbeitrag“ zum russischen Film „Eine Siberiade“ versteht sich der Expeditionsbericht des Geologen Lutz Schirrmeister ins Dauerfrost-Gebiet des Lena-Deltas. Hier erfährt man zum Beispiel, warum so viele Mammute stehend im Sumpf des eisigen Nordens gefunden werden. Ein guter Film (Franziska Latell) zum Film, denn er hat auch für sich alleine Bestand. Auf dem Stahnsdorfer Südwestfriedhof endlich wurde der 7-Minuten-Streifen „Alles ist unsterblich“ gedreht, ein poetischer Beitrag für Andrej Tarkowskis „Spiegel". Zu Chopin-Musik läßt Raphael Danuser zwei Weißrussen Gedichte vom Vater des berühmten Filmemachers rezitieren. Das hat Stil, und passt obendrein sehr gut zum Original. Alle Beiträge der „Filmporträts 4“ bekamen aus etwa siebzig Händepaaren guten Beifall. Und es geht weiter. Im nächsten Jahr, so Fleischer, werden wieder Bonus-Beiträge gefertigt, dann zu den Indianer-Filmen der DEFA. Neue Form für alte Filme – die Appendix-Idee macht offenbar Schule. Gerold Paul

Gerold Paul

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