Kultur: Potsdam mit Heinzes Temperament
Ausstellung im Wirtschaftsministerium ist eine Hommage an den hervorragenden Grafiker
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Christian Heinze füllt die ministerialen Flure aus. Mit Bildern. Er hätte sicherlich mehrere Häuser der brandenburgischen Landesregierung mit seiner Kunst ausstatten können. Doch in diesen Wochen ist das Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten in der Heinrich-Mann-Allee allein „die Galerie“ für den Potsdamer Künstler. Bereits Ende des vergangenen Jahres feierte er seinen 70. Geburtstag.
Christian Heinze, der gebürtige Dresdner, der in seiner Heimatstadt an der Kunsthochschule bei den prominenten Künstlern und Lehrern Gerhard Kettner und Hans-Theo Richter studierte, ist längst Potsdamer geworden. Seit 45 Jahren. Heinzes schöpferischer Dialog mit Potsdam spricht Bände, denn wenn man die Bilder des Künstlers erlebt, spürt man, dass er die Stadt an der Havel mit ihrer wechselvollen Geschichte, der kunstvoll gestalteten und natürlichen Landschaft verinnerlicht hat, wie wohl kaum ein anderer Künstler unserer Tage. Man kann ihn getrost in eine Reihe mit Malern und Grafikern wie Otto Heinrich oder Hans Klohß stellen, die ihre Hauptmotive in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ebenfalls in der ehemaligen Residenzstadt fanden. Freilich haben Heinzes Potsdam-Bilder in ihrer künstlerischen Auffassung mit den genannten Namen kaum etwas zu tun. Von Abbildtreue des Vedutenhaften ist bei ihm nichts zu sehen. Mit einer frischen und leuchtenden Farbigkeit sowie einem malerischen Schwung werden die altvertrauten Architekturen und Parkanlagen auf das Bild gebannt. Es scheint, als ob sie dem Künstler allein gehören. Es ist die Stadt – gesehen mit seinem Temperament. Da haben Ansichten mit Postkartenidylle in seinem Oeuvre selbstverständlich keinen Platz.
Christian Heinze hat sich von Beginn seiner künstlerischen Laufbahn an vor allem der Radierung zugewandt. Und die beherrscht er souverän, seit Jahrzehnten. Ob auf kleinen oder größeren Formaten, er weiß die Atmosphäre des Dargestellten einzufangen. Auch in die aktuellen, manchmal heftigen Wiederaufbau-Debatten um Stadtschloss, Garnisonkirche und Stadtkanal mischte er sich ein, selbstverständlich mit den Mitteln seiner Kunst. Sie berichten auch davon, mit welcher Sicherheit Heinze in die Historie der Stadt tief eingedrungen ist. „Spurensuche in Potsdam“ nennt er einige zeichenhafte und assoziative Blätter, die dem Betrachter seine Ansichten nicht aufdrängen, sondern zur eigenen Reflexion bewegen wollen. Beziehungsreich nannte er die Ausstellung im Wirtschaftsministerium „ansicht-aussicht-absicht“.
Schade, dass sich der Künstler nur selten dem Ölbild zuwendet. In der Ausstellung sind zwei kostbare Beispiele zu sehen: eine still-spröde Havellandschaft sowie der Blick vom Neuen Garten zu seinem geliebten Heiligen See, mit dem er jahrzehntelang eng vertraut ist und vom Eins-Sein des Künstlers mit dieser Kulturlandschaft erzählt, auch von ihrer befreienden Weite. Die findet man auch auf den Ostsee-Landschaften. Aber hierbei nimmt er seine eigene Person eher zurück, denn die manchmal überquellenden Potsdam-Emotionen kommen nicht zum Tragen. Vielmehr überträgt sich der melancholische Eindruck des Betrachters eher durch die Zurückhaltung der Farben. Die Radierungen atmen eine tiefe Stille, in die man sich gern hineinnehmen lässt.
Bis zum 17. März, Ministerium für Wirtschaft und Europangelegenheiten, Heinrich-Mann-Allee 107, Haus 2, Mo-Fr 9 bis 17 Uhr
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