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Potsdamer „Echoes of History“: Kammerakademie spielt im Turm der Garnisonkirche
Am Reformationstag hat es erstmal in Turm der Garnisonkirche ein Konzert gegeben. Es sollte an einen besonderen Moment und ein Ereignis vom 31. Oktober 1817 erinnern.
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Die Neugier war groß: Wie wird sich der sakrale Raum akustisch präsentieren? Am Reformationsfest am 31. Oktober hat es im Turm der Garnisonkirche ein Konzert gegeben, das gemeinsam mit der Kammerakademie Potsdam (KAP) erstmals veranstaltet wurde.
Mit 125 Gästen war der Raum prall gefüllt. Für das akustische Erleben war das jedoch nun nicht mehr ganz perfekt – es gab nur noch wenig Nachhall. Besonders für die Sängerin war dies nicht immer von Vorteil, der Mezzosopran von Julienne Mbodjé blieb oftmals ohne Glanz.
Die von der Firma Schuke in Werder (Havel) gebaute Orgel klang auf seinen beiden Standorten in den Darbietungen des Berliner Kirchenmusikers Martin Knizia sehr „vollmundig“. Julienne Mbodjé wurde oftmals übertönt, vor allem in den tiefen Lagen.

© Andreas Klaer
Die Garnisonkirche und die Kammerakademie wollen in ihrer Konzertreihe „Echoes of History“ mit Musik die spannende Geschichte des Gotteshauses, die auch immer die Stadt betrifft, widerspiegeln. Zum Auftakt sollte an das Ereignis am 31. Oktober 1817 erinnert werden, als König Friedrich Wilhelm III. zum 300. Jubiläum des Reformationstages Lutheraner und Reformierte aufrief, eine Union aller Protestanten zu bilden.
Schon als 14-Jähriger schrieb er: „Ich weiß, dass unter den Protestanten zwei Hauptkirchenparteien entstanden sind. Ich halte sie in allem Wesentlichen des christlichen Glaubens … eine so gut als die andere.“ In der Garnisonkirche feierten Lutheraner und Reformierte das erste gemeinsame Abendmahl. Der Grundstein für die noch heutige evangelische Kirchenunion war gelegt.
Mit einem eher bunten Programm sind Julienne Mbodjé, Martin Knizia sowie der vorzüglich musizierende Solotrompeter der Kammerakademie, Nathan Plante, auf das Ereignis wenig eingegangen. Plante spielte zunächst das Stück „Wild Winged One“ für Solo-Trompete der Australierin Liza Lim. Das setzt sich jedoch eher mit ökologischen Fragen und weniger mit der Garnisonkirche auseinander.
Die folgende Orgelmusik von Felix Mendelssohn, die Trompetensonaten des Barockkomponisten Heinrich Biber oder die geistlichen Lieder von Johann Sebastian Bach sind zeitlos und bewegen die Zuhörerinnen und Zuhörer immer wieder. Doch die Werke könnte man ohne Weiteres zu einem anders gearteten Jubiläum oder Gedenktag positionieren. Vielleicht benötigt die Erarbeitung für Veranstaltung dieser Art mehr Zeit. Der 10. Mai 2025, an dem das nächste Konzert zum Thema Bücherverbrennung stattfinden soll, ist nicht mehr weit.
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