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Kultur: Prager Brücken Böhmisch-Sächsisches im Schlosstheater

Den gebürtigen Prager Musiker Jan Dismas Zelenka zieht es nach seinem Kontrapunktstudium in Wien an den kursächsischen Hof, an dem er über 35 Jahre lang als Kirchen-Compositeur und Kontrabassist der Hofkapelle in Dresden wirkt. Dagegen geht der Sachse Gottfried Heinrich Stölzel nach seinem Studium in Leipzig gen Prag, um dort sein Glück zu suchen.

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Den gebürtigen Prager Musiker Jan Dismas Zelenka zieht es nach seinem Kontrapunktstudium in Wien an den kursächsischen Hof, an dem er über 35 Jahre lang als Kirchen-Compositeur und Kontrabassist der Hofkapelle in Dresden wirkt. Dagegen geht der Sachse Gottfried Heinrich Stölzel nach seinem Studium in Leipzig gen Prag, um dort sein Glück zu suchen. Es dürfte nicht von langer Dauer gewesen sein, denn die restlichen dreißig Jahre seines Lebens verbringt er als fürstlicher Kapellmeister in Gotha. Doch auch andere Musiker zieht es über mehrere „Prager Brücken“ hin in die Moldaustadt oder von ihr weg. Diesen städtepartnerschaftlichen und kulturpolitisch bedeutsamen Beziehungen spürte das gleichnamige und sehr kurzweilige Musikfestspiele-Programm nach, das am Samstag im Schlosstheater des Neuen Palais die Herzen der Kenner und Liebhaber höher schlagen ließ.

Als versierter Reiseleiter ist das Prager Barockensemble „Collegium 1704“ unter seinem Gründer Václav Luks engagiert, das hauptsächlich mit Triosonaten einen kleinen, außerordentlich abwechslungsreichen und klangvorzüglichen Einblick in höfische Vergnüglichkeiten gewährt. Verspielt und galant zeigt sich das viersätzige D-Dur-Trio von Antonin Reichenauer für zwei Violinen, deren verzierungsreich angelegte Parts in vorzüglichem Miteinander musiziert werden. Außerordentlich klangopulent mit Barockfagott, Kontrabass, Langhalslaute und Cembalo besetzt ist der dritte im Bunde, der die harmonische Grundlage bildende Basso continuo.

Bei anderen Stücken darf der Fagottist pausieren, um dann in Zelenkas B-Dur-Sonate mit Violine und Oboe solistisch brillieren zu können. Und zwar mit harmonischen Überraschungen en masse, herrlich unbeschwert, geradezu erfrischend musiziert. Als filigrane, ganz intime Klangminiatur erklingt Vivaldis g-Moll-Trio für Kurzhalslaute, Violine und Continuo. Sehr locker und lebendig angestimmt, verbreitet auch das a-Moll-Trio von Frantisek Tuma barocke Lebenslust. Silbrig schimmernd rauschen die Cembalokaskaden, die Václav Luks dem hell und kraftvoll tönenden Instrument bei der Wiedergabe von Stölzels leicht „schräg“ klingender „Enharmonischer Sonate“ c-Moll entlockt. In gleicher Tonart stehend wird Händels verinnerlichte, arios geprägte Sonate von der Oboe dominiert. Auch hier begeistert ihr lebendiger, straffer, nie forciert wirkender Vortrag. Starker Beifall. Peter Buske

Peter Buske

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