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Kultur: Preußische Königstöchter

Im Verlag Friedrich Pustet Regensburg : „Friedrich der Große und seine Schwestern“

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„Gestern ist wieder eine zur Welt gekommen. Ich werde ein Kloster anlegen ...“, meinte der Vater als die fünfte Tochter geboren wurde. Man gab ihr den Namen Ulrike. Als Erzeuger und Papa fungierte der zweite König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., die Mutter war Sophie Dorothea. Insgesamt elf Kindern schenkte sie das Leben. Ulrike wurde gut verheiratet. Sie errang als einzigste Tochter die Königswürde. Den schwedischen Prinzen Adolf Friedrich gab man sie zur Ehefrau. 1751 wurde er zum König Adolf I. Friedrich gekrönt.

Die preußischen Prinzessinnen Wilhelmine, Friederike, Charlotte und Sophie konnte Friedrich Wilhelm I. ansprechend unter die Haube bringen, als Markgräfin oder Herzogin eines kleinen deutschen Fürstentums. Nur Amalie machte Sorgen. Vor allem der Bruder, Friedrich II., musste der nicht standesgemäßen Liaison der musisch hoch begabten Schwester mit Friedrich von der Trenck Einhalt gebieten. Der Liebhaber kam in den Kerker, Amalie wurde Äbtissin von Quedlinburg – nur formal.

Die Historikerin Karin Feuerstein-Praßer hat sich mit der regierenden Damenwelt Preußens immer wieder beschäftigt und ihre Erkundungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. So erschienen im Verlag Friedrich Pustet Regensburg Bücher über die preußischen Königinnen und über die deutschen Kaiserinnen. In ihrer neuesten Edition, die ebenfalls bei Pustet herauskam, wendet sie sich den Schwestern Friedrichs des Großen zu.

Der Preußen-Interessierte kennt natürlich die Memoiren der Wilhelmine von Bayreuth bestens, in denen sie über Vernachlässigungen und Misshandlungen in ihrer Kindheit und Jugend seitens der Eltern und einer Kinderfrau berichtete, aber auch von der großen Zuneigung zu Friedrich, die er erwiderte. Er hatte ihr schließlich einen Gedächtnistempel in der Nähe des Neuen Palais errichten lassen, den Freundschaftstempel. Zu den anderen Schwestern hegte Friedrich der Große – vielleicht mit Ausnahme von Charlotte – eher sachliche Beziehungen. Karin Feuerstein-Praßer lässt die Biografien der Schwestern lebendig werden, nicht akademisch trocken, sondern eher kurzweilig, jedoch immer kenntnisreich.

Man wird in eine preußische Familiengeschichte geführt, die nicht frei war von Spannungen. Dazu trugen der Vater mit seinen gerade nicht sehr zimperlichen Erziehungsmethoden vor allem bei den älteren Kindern Friedrich und Wilhelmine und seiner Heiratspolitik bei, die nicht in erster Linie auf das Wohl der Kinder gerichtet war, sondern auf das der Familie. Aber auch der exzentrische Friedrich hatte anscheinend wenig Sinn für vertrauliche Familienbeziehungen. Die Schwestern kamen sich, als sie verheiratet waren, ebenfalls nicht sehr nahe. Wenn sie sich gegenseitig besuchen wollten, mussten weite Wege zurück gelegt werden. Nur das Schreiben von Briefen wurde mehr oder weniger intensiv betrieben. So konnte man von ferne Anteil nehmen, besonders an den mehr oder weniger aufregenden Ereignissen an den jeweiligen Höfen. Dort haben die hohen Damen ganz unterschiedliche Ehejahre verlebt. Wilhelmine konnte in Bayreuth ihren künstlerischen Neigungen ungezwungen nachgehen, Friederike war als Markgräfin von Ansbach nicht sehr glücklich. Die Eheleute hassten einander „wie die Pest“, wie Friedrich einmal meinte. Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel gab sich unkompliziert. Sie hatte ein großes Interesse an der deutschen Literatur. Eine ihrer Töchter, Anna Amalia, hatte in Weimar großen Einfluss auf die Klassiker Goethe und Schiller. Sophie, Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, sowie Königin Ulrike führten gestörte Ehen und Amalie musste mit einer unerfüllbaren Liebe umgehen.

Karin Feuerstein-Praßer gibt nun wieder ein informatives Buch in die Hände ihrer Leser, die manch Neues entdecken werden. Klaus Büstrin

Karin Feuerstein-Praßer, Friedrich der Große und seine Schwestern, Verlag Friedrich Pustet, 22 Euro

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